Mittwoch, 9. Mai 2012

Arbeitslosigkeit:
strukturell vs. konjunkturell


Diejenigen, die behaupten, dass die derzeitigen wirtschaftlichen Probleme strukturell sind, meinen damit, dass die Probleme durch die Ankurbelung der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage nicht gelöst werden können.
Sind aber die wirtschaftlichen Probleme heute wirklich strukturell? Welche Anzeichen gibt es dafür?

Anders als die traditionelle konjunkturelle Arbeitslosigkeit, welche eine Nachfrageschwäche für Güter und Dienstleistungen widerspiegelt, und mit zusätzlichen Staatsausgaben angekurbelt werden kann, ist die strukturelle Arbeitslosigkeit unempfindlich für traditionelle wirtschaftliche Lösungen, schreibt Peter S. Goodman in einem lesenswerten Artikel („Structural Unemployment Talk is Nonsense“) in Huffington Post.

Die strukturelle Arbeitslosigkeit resultiert aus einer Fehlanpassung (mismatch) zwischen verfügbaren Arbeitskräften und benötigten Arbeitsplätzen. „Lassen Sie uns die akademische Definition überspringen“, bemerkt Goodman weiter.

„Die wesentliche Bedeutung der strukturellen Arbeitslosigkeit ist, dass die Leute mit Geld sich wegen der Menschen nicht aus der Ruhe bringen lassen, die arbeitslos sind und Mühe haben, ihre Rechnungen zu begleichen, weil das Schicksal und die Globalisierung und die Kräfte, die grösser sind als jede Institution so viele Arbeitsplätze vernichten. Kein Argument veranlasst die Reichen, mehr Steuern zu zahlen, die Staatsausgaben zu unterstützen, weil damit keine Arbeitsplätze geschaffen werden“.

Die strukturelle Arbeitslosigkeit ist funktionell ein Euphemismus, der seinen Anhängern erlaubt, die Imprimatur der professorialen Autorität in Anspruch zu nehmen, während Millionen von Menschen zu Langzeitarbeitslosigkeit verdammt werden. Und all dies, ohne sich dabei mies und herzlos zu fühlen, legt Goodman dar: „Menschen ohne Arbeit. Darüber kann aber nichts gemacht werden. Wie schade! Bitte überreichen Sie die Pastete“.

Wir haben immer noch viel zu viele Menschen, die im Finanz-Sektor arbeiten, einem Bereich der Wirtschaft, die sehr wenig mit der Herstellung von Gütern und Dienstleistungen mit innerem Wert zu tun hat, mit Produkten also, die die Menschen verwenden könnten, um Probleme zu lösen oder das Leben produktiver zu gestalten, argumentiert Goodman.

Wir alle würden demnach von einer Umstrukturierung (weg von der Abhängigkeit von Finanzinnovationen ab in Richtung von echten Innovationen in produktiven Bereichen wie erneuerbare Energien, Informationstechnologie und Life Sciences.

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