Donnerstag, 3. Mai 2012

Blogging als akademische Tätigkeit


Robin Hanson deutet in seinem Blog auf Martin Weller hin.

Weller stellt in seinem Blog Überlegungen über den intellektuellen Stellenwert von Blog-Inhalten in Bezug auf die ökonomischen Fragen hin.

Die Antwort auf die Frage, ob neue Ansätze wie Blogging eine wissenschaftliche Tätigkeit darstellen, ist ein eindeutiges Ja, bemerkt Weller, ohne Zweifel daran aufkommen zu lassen. Er wirft aber eine problematische Frage auf: wie sollen  sie erkennt werden?

Die Tenure Committees (ein im amerikanisches Bildungssystem verbreitetes System zur Rekrutierung von Uni-Personal) verlassen sich bekanntlich als Erfüllungsgehilfe für die Überprüfung der Qualität der Forschungsarbeit auf die Fachzeitschriften (der sog. journal-impact-factor). Weller meint damit, dass wir wissen, wie die Aufzeichnung einer guten Veröffentlichung aussieht. Aber diese Kriterien beginnen heute, zu knarren und zu ächzen, wenn wir uns auf Blogs und andere online Medien beziehen.

Es ist also ein schwieriges Problem, aber eins, womit viele Institutionen mittlerweile anfangen, sich zu arragieren. Die Kombination der reichhaltigen Daten, die online verfügbar sind, kann helfen, das Ansehen eines Wissenschaftlers im Kontext mit Begutachtung unter Gleichrangigen zum Vorschein zu bringen, was als Indikator für den beruflichen Ruf gelten kann, hebt der Professor von Educational Technology in Grossbritannien hervor.

Er habe festgestellt, dass er, seit er zu einem Blogger geworden ist, weniger Artikel in Fachzeitschriften veröffentliche, was auf seine akademische Karriere „negativ“ auswirke. Es habe jedoch viele andere unvorhersehbare Vorteile wie z.B. (a) die Einrichtung eines globalen Peer-Netzwerks, was ihn mit seinem Thema in Bezug auf die Forschungszusammenarbeit stets à jour halte und (b) mehr Einladungen für Vorträge, was ein trade-off darstelle.

Die Universitäten kümmern sich darum, immer auf gute und viele Resonanz in der Presse zu stossen. Aber sie sind nicht bereit, Professoren für eine Amtszeit nur aufgrund einer guten Erscheinung in der Presse einzuberufen, unterstreicht Hanson. Es ist nur das Selbstkonzept der Professoren, die dazu beiträgt, ein gewisses Gewicht von der Presse verliehen zu bekommen. Und manchmal ein negatives Gewicht, beschreibt an der George Manson University in Fairfax (Virginia) lehrende Wirtschaftsprofessor.

Von den Medien zitiert zu werden oder viele Blog-Leser zu haben, kann dazu führen, Aufmerksamkeit zu geniessen. Aber bisher gelten nur Fachzeitschriften, Doktor-Arbeit-Thesen, bestimmte Bücher und Konferenzbeiträge als Referenzen für eindrückliche originelle intellektuelle Beiträge. Es gibt dafür hochqualifizierte Experten, die über den intellektuellen Inhalt befinden.

Das Problem ist daher laut Hanson, dass wir über keine Systeme von Experten verfügen, die diese Dinge auswerten. Und wenn ein intellektueller Beitrag in einem Blog als solchen von akademischen Experten nicht begutachtet wird, dann existiert er im Grunde genommen nicht, soweit die Wissenschaft betrifft.

Die Blogs werden entweder hautpsächlich weiterhin als eine Möglichkeit fortbestehen, von der „Presse“ Aufmerksamkeit zu bekommen oder manche Leute werden ein „System von Experten“ schaffen, welches den intellektuellen Beitrag der Blog-Einträge auswertet. Das Haupthindernis ist aber dabei, immer ausreichend angesehene Akademien zu finden, die damit genug Zeit verbringen, solche Blog-Beiträge auszuwerten, fasst Hanson als Fazit zusammen.

Karl Smith schreibt dazu in seinem Blog, dass es sich dabei um die Art von einer bahnbrechenden Erkenntnis handelt, die einfach weder ignoriert noch zu hoch gelobt werden kann.

Es ist sicherlich der Fall, dass der Blog-Ruf eine grosse Sache für einen guten Ruf der Universität insgesamt ist. Eines der Dinge, die Smith in diesem Zusammenhang für „überraschend“ hält, ist, dass die Anzahl der Studierenden, die sich melden, kostenlos für ihn zu arbeiten, eben wegen dieses erwähnten Ansehens ansteigt.

Es ist aufgrund dieses greifbaren Ergebnisses schwer vorstellbar, wie das Blogging im Laufe der Zeit nicht die besten Doktoranden anzieht und vermutlich das Ansehen der Universität fundamental fördert.

Der an der University of North Carolina lehrende Assistant Wirtschaftsprofessor neigt deshalb dazu, zu denken, dass wir eine bessere geistige Welt hätten, wenn alles offen und sofort zugänglich ist, und zwar von oben nach unten.

In den Wirtschaftswissenschaften schreiben v.a. Journalisten über die Dinge, die die Menschen interessieren. Und einige Ökonomen greifen auf die Fragen zurück und verwandeln sie in wirtschaftliche Fragen. Andere wiederum umrahmen die Fragen in Theorien und argumentieren damit. Andere wenden die Daten auf die Argumente an. Andere synthesieren die Erkenntnisse und berichten an die Journalisten zurück.

Es gibt zwischen der grossen Welt und der akademischen Welt eine komplette Schleife, die sicherstellt, dass die Dinge, woran die Akademiker arbeiten, nicht nur auf Dinge beruhen, die die Leute interessieren, sondern auch den allgemeinen Stand des Wissens beeinflussen.

PS: Zum Thema ein lesenswerter Beitrag von Dirk Elsner im Blick Log "Schaffen es die Wirtschaftsblogs aus der digitalen Nische?"

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