Mittwoch, 29. Juni 2016

Verlauf der Renditen auf beiden Seiten des Atlantiks

Während die europäische Wirtschaft schwer angeschlagen ist, geht es der amerikanischen Wirtschaft relativ besser.

Warum sind aber die Renditen der amerikanischen Staatsanleihen höher als die der europäischen Staatsanleihen? Befürchten die Investoren etwa einen Ausfall (default) in den USA? Natürlich nicht.

Die nominalen Renditen betragen in USD für 5 Jahre 1,01% und für 10 Jahre 1,46%; für Deutschland hingegen für 5 Jahre minus 0,56% und für 10 Jahre minus 0,12%.

Nun zum Wesentlichen:

Wir haben erstens zwei verschiedene Währungen: USD versus EUR. Und zweitens ist die Inflation im Euro-Raum niedriger als in den USA, ja sogar viel zu niedrig, was das Inflationsziel der EZB betrifft.

Während die realen Renditen für US-Staatsanleihen mit 10 Jahren 0,07% betragen, belaufen sie sich für deutsche Staatsanleihen mit der entsprechenden Laufzeit auf minus 0,83%.

Drittens kommt es hinzu, dass die Fed im Dezember 2015 zum ersten Mal seit beinahe 10 Jahren die Zinsen erhöht und weitere Erhöhungen im Verlauf des Jahres 2016 in Aussicht gestellt hat.

Das würde bedeuten, dass die realen Renditen aufgrund der höheren Nominalzinsen in USD fallen würden (Real = Nominal – Inflation). Und das ist für die Investoren ein entscheidender Faktor.


Inflationserwartungen (5 Jahre) gemessen an Inflation Swaps, Graph: Greg Ip in: WSJ
Für die USA: 1,47%, für den Euro-Raum: 0,68%.



Da es der US-Wirtschaft besser geht, erwarten die Marktteilnehmer einen Anstieg der Inflation in den USA, jedenfalls schneller als im Euro-Raum. Deshalb sind die Renditen der US-Staatspapiere heute höher als die Renditen der in EUR denominierten Anleihen.

Im Übrigen sagt der Verlauf der Rendite-Kurve (yield curve) auf beiden Seiten des Atlantiks nichts Anderes als dass die Geldpolitik an der Nullzins-Grenze an Zugkraft verliert und daher nicht mehr wirksam ist. Es sind deshalb andere Massnahmen, z.B. fiskalischer Art notwendig.

Die niedrigen Zinsen am langen Ende der Ertragskurve signalisieren zudem, dass die kurzfristigen Zinsen noch eine lange Zeit niedrig bleiben werden. Und das deutet auf eine stagnierende Wirtschaft, wenn nicht eine weitere Rezession, hin.

Es sind die Erwartungen, die dazu beitragen, dass die Renditen steigen oder fallen. Da es der US-Wirtschaft heute besser geht, ist der USD stark. Die Investoren erwarten aber einen Rückgang der amerikanischen Währung in Zukunft. Weil eine höhere Inflation (in den USA) in Abwertung der betreffenden Währung (USD) einmünden würde. 
Die Inflation-Unterschiede machen also einen wesentlichen Teil der Rendite-Unterschiede zwischen den Staatsanleihen in USD und EUR aus. Der Rest ist mehr oder weniger “animal spirits”.







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