Die EZB ist im Euro-Raum für die Preisstabilität
verantwortlich. Ihre Aufgabe ist, auf mittlere Sicht eine Inflationsrate von „knapp
unter 2%“ zu erzielen.
Das Mandat wird jedoch seit rund drei Jahren
verfehlt: Die EZB unterbietet das Inflationsziel soweit das Auge reicht, wie in
der folgenden Abbildung deutlich zu erkennen ist.
Der entscheidende Faktor ist die im Euro-Raum
vorherrschende merkantilistische Wirtschaftspolitik mit Lohnzurückhaltung, die
deflationäre Tendenzen auslöst.
Nun bemüht sich die EZB, zumindest seit der
Amtsübernahme von Mario Draghi, das Steuer herumzureissen. EZB-Präsident
betreibt eine unkonventionelle Geldpolitik in Form von QE (quantitative easing) und Negativzinsen. Die EZB nimmt damit die
Rolle als lender of last resort wahr,
wie es sich für eine moderne Notenbank gehört.
Es ist daher aus makroökonomischer Sicht nicht
sachgemäss, die EZB wegen der Niedrigzinsen zu tadeln. Wer trotzdem höhere Zinsen
fordert, berücksichtigt nicht die Wirtschaftslage, sondern lässt sich von dem Wunsch
antreiben, die „Normalisierung“ wiederherzustellen.
Das verfehlte Inflationsziel im Euro-Raum entlang
der gesamten Ertragskurve, Graph:
Morgan Stanley
Wenn aber die Nominallöhne nicht an den
Produktivitätszuwachs (plus Zielinflationsrate) angepasst werden, bleibt die
Nachfrage zurück. Und wenn die Löhne fallen, steigt die Arbeitslosigkeit. So
sind 21,2 Millionen Frauen und Männer in der EU28 ohne Job.
Break-even Sätze (Inflationserwartungen) USD
versus Euro-Raum, Graph: Morgan
Stanley
Die aktuellen Daten aus Australien legen nahe,
dass die steigenden Rohstoffexporte nicht zu einem Anstieg in Beschäftigung
führen.
Es ist die Export orientierte Wirtschaftskonzeption
der EU-Behörden (im Gegensatz zu einem binnenmarktorientierten Ansatz), die für
die Niedrigzinsen und die Wirtschaftsmisere in Europa verantwortlich ist.
Was beispielsweise Griechenland heute braucht, ist Nachfrage, nicht Strukturreformen (Massnahmen auf der Angebotsseite), wie Simon Wren-Lewis in seinem Blog unterstreicht. Doch die Troika verordnet Athen eine Wirtschaftspolitik, die noch mehr Nachfrage aus der griechischen Wirtschaft verdrängt.
Der Rückgang des netto verfügbaren Einkommens der australischen Privathaushalte in der export-orientierten Volkswirtschaft des Landes, Graph: FT
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