Donnerstag, 9. Juni 2016

Es gibt keine Konkurrenz zwischen Helicopter Money und Fiscal Policy

Simon Wren-Lewis nimmt in seinem Blog zum Thema Helicopter Money (HM) noch einmal Stellung, um manche Missverständnisse in den gegenwärtigen Diskussionen in der Blogosphäre zu klären.

Wenn er HM befürworte, will er damit nicht zum Ausdruck bringen, dass er das HM der Fiskal-Politik vorziehe, um die gesamtwirtschaftliche Nachfrage anzukurbeln.

Es gilt v.a., sich zu merken, dass das HM nicht einfach wie die Fiskal-Politik funktioniert, weil (1) HM rascher umgesetzt werden kann als die herkömmliche Fiskal-Politik und (2) HM sowohl echte Angst vor Verschuldung als auch politisch motivierte Täuschung über das Haushaltsdefizit umgehen kann. Und (3) es gibt mit HM keinen Ausgleich durch die Geldpolitik.

Wie Eric Lonergan in seinem Blog unterstreicht, mögen akademische Diskussionen darüber Spass machen. Doch sind die theoretischen Spiele, die manche Ökonomen spielen, um wirtschaftspolitische Einsichten zu maskieren, beim besten Willen verwirrend.

Ein erheblicher Anteil der Wirtschaftssubjekte würde das verteilte HM aus vollkommen soliden theoretischen Gründen ausgeben, sagt Wren-Lewis. 

Der an der Oxford University lehrende Wirtschaftsprofessor glaubt also nicht, dass die Ricardianische Äquivalenz (Ricardian Equivalence) hier greifen würde.


Eine weitere Tatsache ist, dass die Notenbankgeldmenge (base money) nicht das gleiche ist wie die Staatsverschuldung: Die Beamten können zwar die Finanzminister unter Druck setzen, indem sie argumentieren, dass das Defizit nicht finanziert werden oder via neue Kreditaufnahme verlängert (roll over) werden kann, weil die Marktteilnehmer keine Staatsanleihen kaufen würden.

Aber sie können nicht überzeugend darlegen, dass niemand das von der Zentralbank geschaffene Geld akzeptieren würde. Denn das Geld ist nicht eine Verbindlichkeit des Staates oder der Zentralbank, wie Wren-Lewis hervorhebt.

Das Geld ist ferner keine Verpflichtung, in Zukunft irgendwelche Zahlungen zu begleichen. Es ist ein etabliertes Netzwerk (established network), wie Lonergan treffend beschreibt.

Die Zurückführung der Makroökonomie (in Sachen HM) auf die Fiskalpolitik bedeutet daher kein Argument dagegen. Ausserdem ist das von der Zentralbank geschaffene Geld keine Staatsverschuldung, auch wenn die Zentralbank auf die Reserven (der Geschäftsbanken) Zinsen zahlt.

Auch Heiner Flassbeck schlägt in seinem Blog (neu Makroskop) in die gleiche Kerbe. Die Handlungsmöglichkeiten einer Notenbank kann nicht angemessen analysiert werden, wenn man sie (1) als ein normales Wirtschaftssubjekt betrachtet und wenn man (2) an den Monetarismus glaubt.

Notenbanken sind Wirtschaftssubjekte sui generis. Auf der Passivseite steht das, was sie selbst herstellen, nämlich das Geld. Geld ist zwar formal die Verbindlichkeit der Zentralbank, aber sie bedient diese Verbindlichkeit immer wieder mit dem, womit man Verbindlichkeiten immer bedient, mit Geld, erklärt Flassbeck.

Das absurde an der Bilanzrechnung der Zentralbank ist, dass sie die Entstehung des gewaltigen Vermögens (durch den Ankauf von Staatsanleihen, d.h. QE-Politik) nicht als Gewinn verbucht, sondern als „Bilanzverlängerung“.

Das Geld, das die Zentralbank selbst aus dem Nichts geschaffen hat, ist keine „Schuld“ in einem wirtschaftlichen Sinne, denn da ist nichts, was die Zentralbank an irgendjemanden zurückzahlen müsste, so Flassbeck.







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