Simon
Wren-Lewis nimmt in seinem Blog zum Thema Helicopter
Money (HM) noch einmal Stellung, um manche Missverständnisse in den
gegenwärtigen Diskussionen in der Blogosphäre zu klären.
Wenn er HM befürworte, will er damit nicht zum
Ausdruck bringen, dass er das HM der Fiskal-Politik vorziehe, um die gesamtwirtschaftliche
Nachfrage anzukurbeln.
Es gilt v.a., sich zu merken, dass das HM nicht
einfach wie die Fiskal-Politik funktioniert, weil (1) HM rascher umgesetzt
werden kann als die herkömmliche Fiskal-Politik und (2) HM sowohl echte Angst
vor Verschuldung als auch politisch motivierte Täuschung über das
Haushaltsdefizit umgehen kann. Und (3) es gibt mit HM keinen Ausgleich durch
die Geldpolitik.
Wie Eric
Lonergan in seinem Blog unterstreicht, mögen akademische Diskussionen darüber
Spass machen. Doch sind die theoretischen Spiele, die manche Ökonomen spielen,
um wirtschaftspolitische Einsichten zu maskieren, beim besten Willen
verwirrend.
Ein erheblicher Anteil der Wirtschaftssubjekte
würde das verteilte HM aus vollkommen soliden theoretischen Gründen ausgeben, sagt
Wren-Lewis.
Der an der Oxford University lehrende
Wirtschaftsprofessor glaubt also nicht, dass die Ricardianische Äquivalenz (Ricardian Equivalence) hier greifen würde.
Eine weitere Tatsache ist, dass die Notenbankgeldmenge (base money) nicht das gleiche ist wie die Staatsverschuldung: Die
Beamten können zwar die Finanzminister unter Druck setzen, indem sie
argumentieren, dass das Defizit nicht finanziert werden oder via neue
Kreditaufnahme verlängert (roll over)
werden kann, weil die Marktteilnehmer keine Staatsanleihen kaufen würden.
Aber sie können nicht überzeugend darlegen, dass niemand
das von der Zentralbank geschaffene Geld akzeptieren würde. Denn das Geld ist
nicht eine Verbindlichkeit des Staates oder der Zentralbank, wie Wren-Lewis hervorhebt.
Das Geld ist ferner keine Verpflichtung, in
Zukunft irgendwelche Zahlungen zu begleichen. Es ist ein etabliertes Netzwerk (established network), wie Lonergan treffend beschreibt.
Die Zurückführung der Makroökonomie (in Sachen HM) auf die
Fiskalpolitik bedeutet daher kein Argument dagegen. Ausserdem ist das von der
Zentralbank geschaffene Geld keine Staatsverschuldung, auch wenn die
Zentralbank auf die Reserven (der Geschäftsbanken) Zinsen zahlt.
Auch Heiner
Flassbeck schlägt in seinem Blog (neu Makroskop) in die
gleiche Kerbe. Die Handlungsmöglichkeiten einer Notenbank kann nicht angemessen
analysiert werden, wenn man sie (1) als ein normales Wirtschaftssubjekt betrachtet und
wenn man (2) an den Monetarismus glaubt.
Notenbanken sind Wirtschaftssubjekte sui generis. Auf der Passivseite steht
das, was sie selbst herstellen, nämlich das Geld. Geld ist zwar formal die
Verbindlichkeit der Zentralbank, aber sie bedient diese Verbindlichkeit immer
wieder mit dem, womit man Verbindlichkeiten immer bedient, mit Geld, erklärt
Flassbeck.
Das absurde an der Bilanzrechnung der Zentralbank
ist, dass sie die Entstehung des gewaltigen Vermögens (durch den Ankauf von
Staatsanleihen, d.h. QE-Politik) nicht als Gewinn verbucht, sondern als
„Bilanzverlängerung“.
Das Geld, das die Zentralbank selbst aus dem
Nichts geschaffen hat, ist keine „Schuld“ in einem wirtschaftlichen Sinne, denn
da ist nichts, was die Zentralbank an irgendjemanden zurückzahlen müsste, so
Flassbeck.
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