Am vergangenen Dienstag ist die Rendite der
deutschen Staatsanleihen mit 10 Jahren Laufzeit erstmals in der Geschichte
unter Null Prozent gerutscht: Minus 0,004%. Das bedeutet, dass die Anleger
bereit sind, eine Art Gebühr dafür zu zahlen, um Deutschlands Staatsanleihen
mit einer Laufzeit von zehn Jahren zu besitzen.
Für eine lange Zeit war es aus Sicht der Ökonomen
fast ausgeschlossen, dass die Anleger, statt Zinsen zu bekommen, belastet
würden, um Staatspapiere zu halten. Der Grundgedanke war, dass die Anleger
aufgrund der negativen Verzinsung dazu neigen würden, Bargeld zu Hause zu
horten.
Doch die Zentralbanken in Dänemark, Schweden, der
Schweiz und Japan haben die Zinsen tatsächlich unter die Null-Marke gesenkt und
damit quasi die Welt auf den Kopf gestellt. Ein Viertel der Weltwirtschaft
erlebt derzeit Negativ-Zinsen.
Anna
Malinovskaya und David Wessel unterstreichen
in einem lesenswerten Beitrag im Brookings Blog, dass nach den gegenwärtig
verfügbaren Daten kein Horten von Bargeld in den Volkswirtschaften mit
Negativ-Renditen festzustellen ist.
Negativ-Zinsen und Notenumlauf in Volkswirtschaften, Graph: David Wessel in: Brookings
Der offensichtlichste Grund, warum die privaten
Haushalte nicht begonnen haben, Bargeld zu horten, ist, dass sie von den Negativ-Zinsen
bisher nicht betroffen wurden. Denn die Banken achten darauf, indem sie die
Negativ-Zinsen gestaffelt einführen, dass gewöhnliche Sparer bzw. Retail-Kunden
davon nicht besonders tangiert werden.
Ein weiterer Grund mag sein, dass die Zinsen bisher
„nur leicht“ negativ sind, so die Autoren. Die Anleger sehen sich also nicht
veranlasst, Safes zu kaufen und/oder
Versicherungen abzuschliessen, um Bargeld aufzubewahren.
Allerdings sind sich Ökonomen einig, dass, je
länger die Negativzinsen beibehalten würden, und tiefer die Negativzinsen
fallen, desto grösser die Wahrscheinlichkeit ist, dass die Banken kleine Sparer
belasten und die Anleger tendenziell dazu übergehen würden, Bargeld zu horten.
PS:
Ich habe vor rund vier Wochen die folgenden zwei
Abbildung via Twitter präsentiert, um den Verlauf der CHF-Banknoten im Umlauf in
der Schweiz zu zeigen:
Notenumlauf 1'000 CHF-Noten, 100CHF-Noten und 200CHF-Noten, Graph: ACEMAXX-ANALYTICS
Notenumlauf 500 CHF-Noten, Graph: ACEMAXX-ANALYTICS
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