Die Rendite der Staatsanleihen in den USA sind
höher als die Rendite der Staatsanleihen in Europa. Warum? Weil es der
amerikanischen Wirtschaft relativ besser geht. Es ist jedoch augenfällig, dass
die Renditen seit geraumer Zeit auch in den USA zurückgehen, während die Fed
öffentlich Überlegungen anstellt, die Zinsen demnächst anzuheben.
Eine bemerkenswerte Abbildung liefert Mike McKee
von BloombergTV:
Während der Economic Suprise Index steigt und
damit positive Signale sendet, was die Entwicklung der Wirtschaft betrifft,
fallen die Inflationserwartungen. Das ist ziemlich seltsam.
Die
Inflationserwartungen müssten nämlich steigen. Denn eine Zentralbank erhöht die
Leitzinsen, um eine Überhitzungsgefahr in der Wirtschaft zu unterbinden, um mit der Verteuerung
der Kreditaufnahme eine Inflation zu dämpfen.
Vor diesem Hintergrund schreibt Tim Duy in einem
Kommentar im Bloomberg, dass die Fed die Zinsen nicht erhöhen kann und sollte.
Die Verflachung der Ertragskurve (yield curve) ist ein Warnsignal. Die Fed
kann den Fokus nicht nur auf die Zinsen am kurzen Ende der Laufzeit legen. Auch
die Balance Sheet Policy muss dabei
mit berücksichtigt werden, argumentiert der an der Oregon University lehrende Wirtschaftsprofessor.
Die Wirtschaft scheint sich zu erholen, aber die
Inflationserwartungen fallen, Graph:
BloombergTV
Die Differenz (spread) zwischen der Rendite der Staatspapiere mit 2 Jahren Laufzeit
und der Rendite der Staatspapiere mit 10 Jahren Laufzeit ist inzwischen auf 88
Basispunkte geschmolzen, während die Fed Funds Target Rate 25 bis 50
Basispunkte beträgt.
Das bedeutet, dass die Fed kaum Spielraum hat,
die kurzfristigen Zinsen zu erhöhen. Wenn zusätzliche Zinserhöhungen die
Renditekurve weiter zusammendrücken würden, wäre die Kapazität für die
Fristentransformation (maturity transformation)
bald gefährdet.
Die Verflachung der US-Renditekurve, Graph: Bloomberg
Diejenigen, die eine Zinserhöhung begrüssen,
tragen im Wesentlichen zwei Argumente vor:
Die Arbeitslosigkeit nimmt ab. Die Entspannung
auf dem Arbeitsmarkt deutet auf einen bevorstehenden inflationären Druck hin (Phillips-Kurve).
Die Fed soll daher eine restriktive Geldpolitik an den Tag legen, um den Druck
der Inflation abzuwehren.
Die Phillips-Kurve ist aber heute flach wie ein
Brett. Es wäre daher verfrüht, die Zinsen zu erhöhen. Zudem läuft die Inflation
seit mehr als drei Jahren deutlich niedriger als der von der Fed festgelegte
Zielwert. Es ergibt daher keinen Sinn, die Zinsen erhöhen, weil die Inflation
einfach derzeit keine Gefahr darstellt, erklärt Duy.
Inflationserwartungen fallen, während die EZB am
lockeren Kurs der Geldpolitik festhält, Graph:
Morgan Stanley
Das zweite Argument betrifft Stabilität am
Finanzmarkt. Die anhaltend niedrigen Zinsen verstärken die Gefahr von spekulativen
Blasen (bubbles), während ein hoher
Fremdkapitaleinsatz (leverage)
bestehen bleibt.
Daniel Tarullo, Fed Gouverneur hat
neulich in einem Gespräch mit WSJ dazu Stellung bezogen, dass die Erhöhung der
Zinsen allein die Sorgen um die finanzielle Stabilität nicht beruhigen kann. In
der Tat kann ein restriktiver Kurs der Geldpolitik sogar die Verflachung der
Renditekurve verschlimmern.
Duy ruft in Erinnerung, dass die Fed auf die
Krise so reagiert hat, dass sie zunächst die Zinsen gegen Null Prozent gesenkt
und dann mit dem QE-Programm begonnen hat. Die Fed soll daher heute zunächst
über die Rückführung der QE-Politik nachdenken, bevor sie eine Zinserhöhung
beschliesst.
Die Fed scheint unter dem Strich nicht über policy mix zu diskutieren, zumindest nicht in der Öffentlichkeit.
Es scheint deshalb laut Duy irgendwie ungeschickt, nur mit dem Einsatz von Zinspolitik und
Forward Guidance allein, die Aufrechterhaltung
der finanziellen Stabilität anzustreben.
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