Montag, 18. Juli 2016

Trübe Aussichten für die Wirtschaft im Sommer


Obwohl die Zentralbanken die extra-lockere Geldpolitik fortsetzen, stagnieren die meisten der Volkswirtschaften weltweit. Ben Bernanke, der ehemalige Fed-Präsident fliegt nach Japan, um die Option „Helicopter Money“ (HM) für die japanische Wirtschaft zu besprechen. Nach dem Brexit-Votum kommt das Thema HM sogar in Grossbritannien auf die Tagesordnung.

Geldfinanzierte Fiskalprogramme (MFFPs), die umgangssprachlich als „Geldabwurf aus dem Helicopter“ (helicopter drop) bekannt sind, sind in den USA in absehbarer Zeit wahrscheinlich nicht nötig, erklärt Bernanke.

Denn MFFPs stellen eine Reihe von praktischen Herausforderungen in Sachen Umsetzung und Integration in den geldpolitischen Rahmen dar, einschliesslich einer angemessenen Governance und Koordination zwischen der Legislative und der Zentralbank, legt der nun am Economic Studies Program von Brookings Institution beteiligte und als Blogger tätige Wirtschaftsprofessor dar.


Die Rendite der 10-jährigen Staatsanleihen von entwickelten Volkswirtschaften sind inzwischen so niedrig wie in den 1930er Jahren, Graph: Morgan Stanley


Doch unter bestimmten extremen Umständen (z.B. ein scharfer Rückgang der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage, ausgelaugte Geldpolitik und mangelnde Bereitschaft der Legislative, kreditfinanzierte Fiskalpolitik einzusetzen) wären solche Programme laut Bernanke die beste verfügbare Alternative. Es wäre also verfrüht, sie völlig auszuschliessen, so seine Schlussfolgerung.




Wirtschaftswachstum bleibt unter dem Potenzialwachstum (Produktionslücke), Graph: Morgan Stanley

Bemerkenswert ist vor diesem Hintergrund, dass Morgan Stanley die Wahrscheinlich einer Rezession in den nächsten 12 Monaten am Wochenende auf 40% gesetzt hat.

Angesichts der anhaltenden Wachstumsschwäche und der fortbestehenden Produktionslücke (output gap) ist davon auszugehen, dass die Kerninflation noch lange unterhalb des von den Zentralbanken vorgegebenen Zielwertes liegt. Das bedeutet das Fortbestehen von Niedrig-Zinsen.

Es ist andererseits augenfällig, dass die Binnennachfrage in den G3-Staaten fällt.



Der Rückgang der Binnennachfrage in G3-Staaten, Graph: Morgan Stanley

Die Risiken in Bezug auf die konjunkturellen Aussichten werden z.Z. von drei Faktoren geprägt, erläutern die Analysten von Morgan Stanley in einer am Wochenende vorgelegten Studie: Produktivität, Politik und Wirtschaftspolitik. Am Ausgangspunkt steht das schwache Produktivitätswachstum.

Vor allem gilt es, das schwache Lohnwachstum zu betonen, welches mit der Produktivität seit langem nicht im Einklang steht und damit den Anstieg der Ungleichheit verstärkt und politische Unzufriedenheit antreibt, was schliesslich auf dem makroökonomischen Ausblick lastet.

Fazit: Die Wirtschaftsaussichten bleiben leider weltweit getrübt.

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