Sonntag, 8. Mai 2016

Zentralbank als Vermögensverwalterin

Der Anteil der SNB an US-Aktien im SNB-Portfolio ist per Ende des ersten Quartals 2016 auf 54,5 Mrd CHF gestiegen, wie Bloomberg gestützt auf die Angaben der US-Börsenaufsicht SEC berichtet. Das entspricht einem Anstieg von rund 31% im Vergleich zum vierten Quartal 2015.

Die grössten US-Aktienpositionen der SNB umfassen Apple, Microsoft und Exxon Mobil.

Die Bilanzsumme der SNB beläuft sich per Ende Dezember 2015 auf 640,1 Mrd. CHF. Der Eigenkapital-Anteil beträgt rund 61 Mrd. CHF. Aus Diversifikationsgründen prüft die SNB dauernd neue Anlageklassen, Währungen und Anlagemöglichkeiten.

Die SNB investiert bei ihren Aktienengagements „indexnah“. Das heisst, dass sie keine Titelselektion betreibt.



US-Aktienbestand der SNB per Ende 1Q2015, Graph: Bloomberg




Die SNB hat erstmals im vergangenen Jahr angefangen, ihre Stimmrechte an Aktionärsversammlungen auszuüben. Bei der Stimmabgabe beschränkt sie sich auf Aspekte der guten Unternehmensführung.

Die SNB verzichtet nach eigenen Angaben auf Investitionen in Aktien internationaler mittel- und grosskapitalisierter Banken sowie bankähnlicher Institute in Industrieländern. Zudem erwirbt die SNB keine Aktien von Unternehmen, die international geächtete Waffen produzieren, grundlegende Menschenrechte massiv verletzten oder systematisch gravierende Umweltschäden verursachen.



The SNB’s investments, Graph: Andreas Maechler, SNB, März 2015

SNB: Devisenreserven; Anlagekategorien und Währungsallokation


Bemerkenswert ist, dass das Währungsrisiko in den vergangenen 35 Jahren mehr als 80% zum Gesamtrisiko im SNB-Portfolio beigetragen hat, nicht Aktien-Preis Risiken.



Exchange rate fluctuations by far the greatest risk for the SNB’s investment portfolio, Graph: Andreas Maechler, SNB, March 2016

(Wechselkursschwankungen stellen mit Abstand das grösste Risiko für das SNB-Anlageergebnis dar)


PS:

Auch die israelische Zentralbank (BoI: Bank of Israel) hat vergangene Woche im Jahresreport 2015 mitgeteilt, dass sie im vergangenen Jahr im Devisen-Markt in Höhe von 8,8 Mrd. USD interveniert hat.

Die BoI hat inzwischen ihren Aktienbestand von 8,2% auf 9,2% der Fremdwährungsreserven (90,6 Mrd. USD per Ende 2015) aufgestockt.


Devisenreserven; Währungsallokation, Graph: Bank of Israel (BoI) in: Annual Report 2015



Die BoI investiert seit 2012 einen Teil der Fremdwährungsreserven aus Diversifikationsgründen in Aktien. Gemäss der Richtlinien dürfen die Währungsreserven den Aktienbestand bis auf 12% der Devisen erhöhen.




PPS:

Wer die modernen Zentralbanken kritisiert, im Rahmen einer mengenmässigen Lockerung der Geldpolitik, einen Teil der Devisen in Anleihen und/oder Aktien zu investieren, tut im Grunde genommen nichts anders als implizieren, dass Fiscal Stimulus vonnöten ist, weil die Geldpolitik an der Nullzins-Grenze (zero lower bound) an Zugkraft verliert.

Ein hoher Bestand an Devisenanlagen ist kein Selbstzweck. Wenn die Regierung die Last allein auf den Schultern der Notenbank legt anstatt ein Konjunkturprogramm zur Ankurbelung der Nachfrage zu bieten, dann werden die Zentralbanker gezwungen, in Zeiten hoher Devisenreserven eine entsprechende Anlagepolitik als Bestandteil der Geldpolitik zu betreiben, um für angemessene monetäre Bedingungen zu sorgen und die Liquidität im Bankensystem zu erhöhen.

Dumm ist nur, dass die Regierungen im schwer angeschlagenen Umfeld der europäischen Wirtschaft auf Schuldenbremsen beharren und zugleich versuchen, das Schuldenmachen ins Ausland zu verschieben. Mit noch höheren Überschüssen im Aussenhandel lassen sich die Probleme heute nicht lösen. Wenn die Regierungen eine Gürtel-enger-schnallen-Politik („Schwarze Null"-Politik) an den Tag legen, anstatt den Binnenmarkt zu fördern, werden die Notenbanken veranlasst, unkonventionelle Massnahmen zu ergreifen. Die Anlagen in Aktien ist eine Konsequenz daraus.

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