Sonntag, 27. Dezember 2015

Nachfrageschwäche und viel politischer Quatsch in Europa

Über 26% der Staatsanleihen im Euro-Raum hat eine Rendite unter null Prozent, wie Bloomberg mit der folgenden Abbildung berichtet.

Die aussergewöhnlich hohe Anzahl der Staatspapiere mit Negativ-Rendite legt nahe, dass es zumindest gegenwärtig keinen Inflationsdruck gibt.

Das heisst, dass die EZB für mehr geldpolitischen Stimulus über genügend Spielraum verfügt. Doch fordert Jens Weidmann mehr Haushaltskonsolidierung im Euro-Raum im kommenden Jahr. Und Berlin strebt bekanntlich „Schwarze-Null“ an. Macht es Sinn?

Zur Erinnerung: Die Rendite der deutschen Staatsanleihen mit zwei Jahren Laufzeit belief sich am 23. Dezember zum Handelsschluss auf minus 0,337 Prozent.



Über 26% der Staatsanleihen im Euro-Raum hat eine Rendite unter null Prozent, Graph: Bloomberg

Der gesamte Wert der Anleihen mit unter-null-Rendite beträgt zur Zeit rund 1'680 Mrd. EUR.

Das Volumen der deutschen Staatspapiere mit einer Rendite unter Null-Prozent beläuft sich wertmässig auf 650 Mrd. EUR.

Wie absurd die Idee einer „Schwarze-Null“-Politik in einem depressiv-deflationären Umfeld der europäischen Wirtschaft ist, kann zwar mit Appellen an Fakten und Wissen belegt werden. Aber es hätte vielleicht angesichts des tiefen Defizit-Fetischismus eine nur begrenzte Wirksamkeit.

Der Quatsch (*) lässt sich auch mit Quatsch bekämpfen, bemerkt Simon Wren-Lewis dazu und schlägt vor, auf die Notwendigkeit für Investitionen hinzuweisen oder sogar am besten zu sagen, dass man seinen „Weg aus der Verschuldung wachsen“ kann.



Investitionslücke in Europa, Graph: DIW Wochenbericht 27, 2014 in: „Wirtschaftliche Impulse für Europa“

(*) Bullshit (im technischen Sinne).









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