Die Banken in der Eurozone sparen nicht mit
Kritik an der gegenwärtigen Geldpolitik der EZB. Die Klagen, die laut werden,
sind aus den Schlagzeilen bekannt:
Die historisch niedrigen Zinsen machen Banken
zunehmend zu schaffen. Die Negativzinsen erschweren es Banken, Geld zu
verdienen usw.
Wir neigen dazu, zu denken, dass die Banken hohe
Zinsen bevorzugen und die Einnahmen der Banken wahrscheinlich höher sind, wenn
die Zinsen für Kredite und andere Investitionen höher liegen, schreibt David
Wheelock vom Research-Department der Fed St. Louis in einer aktuellen Analyse.
Die Banken müssen jedoch ihre Investitionen
finanzieren. Und die Finanzierungskosten sind im Allgemeinen höher, wenn die
Marktzinsen höher sind.
Die meisten Banken finanzieren ihre Kredite und
andere Investitionen durch Ausgabe von Anleihen, in erster Linie in Form von
Einlagen, aber auch durch verschiedene Wertpapiere, die sie auf dem offenen
Markt verkaufen.
Daher ist die Wirkung der höheren Zinsen auf die
Netto-Zinsmargen (*) (net interest
margins) der Banken mehrdeutig.
Netto-Zinsmargen der Banken im Vergleich zum Verlauf der Rendite der kurzfristigen Staatspapiere (UST notes), Graph: Fed St. Louis
In der Abbildung sind die Netto-Zinsmargen und die
Rendite der US-Staatsanleihen mit einem Jahr Laufzeit getragen. Beide Daten sind
seit mehreren Jahren rückgängig.
Über kurze Zeiträume (1 bis 2 Jahren) bewegen
sich die Netto-Zinsmargen tendenziell gegenüber den Marktzinsen gegenteilig.
Beispielsweise fallen grosse Rückgänge der Renditen der Staatspapiere während
Rezessionen mit einem erheblichen Anstieg der Netto-Zinsmargen zusammen. Wenn die
Marktzinsen nach Rezession jedoch weiter fallen, fallen schliesslich auch die
Netto-Zinsmargen.
Der Schlüssel zum Verständnis der Beziehung
zwischen Marktzinsen und Netto-Zinsmargen ist, dass die Banken i.d.R. langfristig
Kredit vergeben und sich kurzfristig verschulden (Kredit aufnehmen).
Daher ist die durchschnittliche Laufzeit der
Kredite im Bank-Portfolio i.d.R. höher als die durchschnittliche Laufzeit der
Einlagen und anderer Schulden.
Wenn die Marktzinsen fallen, fallen auch die
Finanzierungskosten der Banken, i.d.R. viel schneller als die Zinserträge und
der Anstieg der Netto-Zinsmargen.
Im Laufe der Zeit fallen jedoch die
Netto-Zinsmargen, wenn die Kredite zurückgezahlt werden oder bei niedrigeren
Zinsen verlängert werden. Deswegen sind die Netto-Zinsmargen auf die mittlere
bis längere Laufzeit weitgehend unabhängig vom allgemeinen Niveau der
Marktzinsen.
(*) Die Differenz zwischen Zinserträgen und
Zinsaufwendungen einer Bank.
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