Dienstag, 17. Mai 2016

Sind Banken rentabel, wenn die Zinsen höher sind?

Die Banken in der Eurozone sparen nicht mit Kritik an der gegenwärtigen Geldpolitik der EZB. Die Klagen, die laut werden, sind aus den Schlagzeilen bekannt:

Die historisch niedrigen Zinsen machen Banken zunehmend zu schaffen. Die Negativzinsen erschweren es Banken, Geld zu verdienen usw.

Wir neigen dazu, zu denken, dass die Banken hohe Zinsen bevorzugen und die Einnahmen der Banken wahrscheinlich höher sind, wenn die Zinsen für Kredite und andere Investitionen höher liegen, schreibt David Wheelock vom Research-Department der Fed St. Louis in einer aktuellen Analyse.

Die Banken müssen jedoch ihre Investitionen finanzieren. Und die Finanzierungskosten sind im Allgemeinen höher, wenn die Marktzinsen höher sind.

Die meisten Banken finanzieren ihre Kredite und andere Investitionen durch Ausgabe von Anleihen, in erster Linie in Form von Einlagen, aber auch durch verschiedene Wertpapiere, die sie auf dem offenen Markt verkaufen.

Daher ist die Wirkung der höheren Zinsen auf die Netto-Zinsmargen (*) (net interest margins) der Banken mehrdeutig.



Netto-Zinsmargen der Banken im Vergleich zum Verlauf der Rendite der kurzfristigen Staatspapiere (UST notes), Graph: Fed St. Louis



In der Abbildung sind die Netto-Zinsmargen und die Rendite der US-Staatsanleihen mit einem Jahr Laufzeit getragen. Beide Daten sind seit mehreren Jahren rückgängig.

Über kurze Zeiträume (1 bis 2 Jahren) bewegen sich die Netto-Zinsmargen tendenziell gegenüber den Marktzinsen gegenteilig. Beispielsweise fallen grosse Rückgänge der Renditen der Staatspapiere während Rezessionen mit einem erheblichen Anstieg der Netto-Zinsmargen zusammen. Wenn die Marktzinsen nach Rezession jedoch weiter fallen, fallen schliesslich auch die Netto-Zinsmargen.

Der Schlüssel zum Verständnis der Beziehung zwischen Marktzinsen und Netto-Zinsmargen ist, dass die Banken i.d.R. langfristig Kredit vergeben und sich kurzfristig verschulden (Kredit aufnehmen).

Daher ist die durchschnittliche Laufzeit der Kredite im Bank-Portfolio i.d.R. höher als die durchschnittliche Laufzeit der Einlagen und anderer Schulden.

Wenn die Marktzinsen fallen, fallen auch die Finanzierungskosten der Banken, i.d.R. viel schneller als die Zinserträge und der Anstieg der Netto-Zinsmargen.

Im Laufe der Zeit fallen jedoch die Netto-Zinsmargen, wenn die Kredite zurückgezahlt werden oder bei niedrigeren Zinsen verlängert werden. Deswegen sind die Netto-Zinsmargen auf die mittlere bis längere Laufzeit weitgehend unabhängig vom allgemeinen Niveau der Marktzinsen.


(*) Die Differenz zwischen Zinserträgen und Zinsaufwendungen einer Bank.










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