Barry
Eichengreen erklärt in einem lesenswerten Interview in Finanz und Wirtschaft Helicopter
Money (HM) kurz und bündig:
Staatsausgaben auf Kredit, finanziert von der Zentralbank (deficit spending).
Der an der University
of California, Berkeley lehrende Wirtschaftsprofessor fasst das HM m.a.W. wieder
zusammen:
Fiskalpolitik durch die Hintertür.
Zum HM kommt es i.d.R. dann, wenn die Regierungen
in einer schwer angeschlagenen Wirtschaft (depression)
jegliche Verantwortung ablehnen und die Fiskalpolitik den Technokraten der
Zentralbank überlassen.
Eichengreen hält dies aber politisch für nicht
tragfähig, aus gegebenem Anlass: In Deutschland
wird HM mit Hyperinflation gleichgesetzt. In den USA würde HM so betrachtet, dass die Fed damit ihre gesetzlichen Schranken
überschreitet. Einzig in Japan wäre
HM möglicherweise denkbar.
HM ist im Grunde genommen fiscal
stimulus (Konjunkturprogramm zur Ankurbelung der gesamtwirtschaftlichen
Nachfrage) ohne sofortige Erhöhung der staatlichen Kreditaufnahme, wie Simon Wren-Lewis in seinem Blog
unterstreicht.
Und wichtig ist, sich zu vergegenwärtigen, dass das HM nicht durch eine Erhöhung der
Staatsschulden finanziert wird, wie die meisten Politiker in Europa behaupten. Die Politiker
v.a. auf der rechten Seite des politischen Spektrums missbrauchen die Bedenken
über Verschuldung als Anlass zur Umsetzung der eigenen Bemühungen zur Verkleinerung
der öffentlichen Hand (smaller state).
Wren-Lewis erinnert daran, dass die Preisstabilität
nicht die einzige Aufgabe der Zentralbanken ist. Wie in den USA wird auch in
der Schweiz per Mandat festgehalten, dass die Zentralbank auch für die makroökonomische Stabilität zu sorgen hat. Die Aufgabe kann aber von einer
Notenbank nicht wahrgenommen werden, wenn die nominalen Zinsen, wie z.B. heute, nahe
null liegen (zero lower bound).
Deshalb wird gerade die Politik auf den Plan
gerufen, um die Wirtschaft mit fiscal stimulus anzuregen, um Vollbeschäftigung
wiederherzustellen. Die Politiker setzen aber alles nur auf eine Karte: Quantitative Easing und Forward Guidance.
Dabei wäre HM ein viel besseres Instrument als QE,
betont Wren-Lewis. Weshalb wird es aber Zentralbanken verweigert, das
Instrument einzusetzen, um die Aufgabe zu erledigen, die ihnen übertragen
worden ist? Wie gesagt; es ist die Politik, die versagt, die die neoliberale Wirtschaftskonzeption auf ihre Fahnen geschrieben hat.
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