Das globale Niedrigzinsumfeld ist ein Symptom der
Herausforderungen in der Weltwirtschaft, nicht eine Ursache, sagte Mario Draghi am Montag in Frankfurt.
Wir brauchen eine expansive makroökonomische
Stabilisierungspolitik, um die gesamtwirtschaftliche Nachfrage anzuregen, so
EZB-Präsident weiter.
Was Draghi damit meint, ist ein Policy Mix: Geld-
und Fiskalpolitik, um die Erfüllung der Zielinflationsrate von rund 2% in der Eurozone
wiederherzustellen.
In der Tat unterbietet die EZB den eigenen
Zielwert (*) seit Februar 2013. Das heisst, dass die Preisstabilität nicht
gewährleistet ist.
Es gibt laut Draghi im Wesentlichen zwei
Antreiber: Der immer noch anhaltende Schuldenabbau (deleveraging) im privaten Sektor und die Produktionslücke (output gap), die wegen der fehlenden
Investitionsnachfrage geöffnet bleibt.
Die Rendite der Staatspapiere mit 2 Jahren
Laufzeit ist derzeit nach Angaben von Morgan
Stanley in 18 Volkswirtschaften weltweit negativ.
Ist Helicopter Money bereits im Einsatz?, Graph: Morgan Stanley
Inzwischen steht für alle fest, dass die Geldpolitik an ihre Grenzen gestossen hat.
Wenn die nominalen Zinsen nahe null liegen (zero
lower bound), verliert die konventionelle Geldpolitik an Wirkungskraft. Die
QE-Politik reicht beim besten Willen nicht aus, die Nachfrage anzukurbeln. Zur
Erinnerung: Die Arbeitslosenquote verharrt in der Eurozone zweistellig.
Und das Finanzsystem bleibt in einem von
Nachfrageschwäche geprägten Umfeld der Wirtschaft mehreren Gegenwinden
ausgesetzt, wie z.B. erhöhten Anforderungen für antizyklische Kapital- und
Liquiditätspuffer. Und hinzu kommen die verweilenden Sorgen über die Qualität der Aktiva in der
Bilanz.
Geldmultiplikator (money multiplier), Graph:
Morgan Stanley
Vor diesem Hintergrund erweist sich der Einsatz
der Fiskal-Politik zur Stimulierung der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage als entscheidend,
wie das Global Economics Team von Morgan
Stanley in einer am Dienstag vorgestellten Analyse mit allem Nachdruck
unterstreicht.
(*)
Narayana Kocherlatoka legt der Bank of Japan
(BoJ) nahe, die Zielinflationsrate bewusst zu überschiessen. Das heisst: Die
japanische Bank soll vorübergehend einen Zielwert von z.B. 4% statt wie bisher
2% für die Inflation in Japan anstreben, um einen Anstieg des Preisniveaus zu
ermöglichen und dadurch die Nachfrage zu animieren.
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