Das ist in der Tat eine bemerkenswerte Abbildung,
die die EZB im aktuellen Financial Stability Review Mai 2016 vorstellt.
Das Augenmerk ist zwar danach gerichtet, dass die
Austeritätspolitik nun zu Ende geht. Die Abbildung zeigt aber im Grunde
genommen, wie die Doktrin der expansionary
austerity in der Eurozone gescheitert ist.
Die Haushaltskonsolidierung hatte von Anfang an
eine kontrative Auswirkung auf die private Nachfrage und das
Wirtschaftswachstum, auch wenn die Verfasser des Berichtes die harsche Sparpolitik im Bericht wie
ein Erfolg präsentieren.
Europas prozyklische Fiskalpolitik in einer
schwer angeschlagenen Wirtschaft, Graph: ECB in: Financial Stability Review,
May 2016
Was im Chart nicht zu sehen, sind 21,4 Mio.
Frauen und Männer ohne Arbeit als Hinterlassenschaft des harschen Sparkurses; einfache Menschen, die auf der Strecke geblieben sind.
Es gibt eine klare Beziehung zwischen Wachstum
und Austerität, indem Sinne, dass es so etwas wie expansionary austerity nicht gibt.
Fiskalpolitische Straffung wird in Form von cyclically adjusted primary budget balance
(d.h. das um konjunkturelle Effekte bereinigte Haushaltssaldo ohne
Zinszahlungen; kurzum; das strukturelle Defizit) auf der y-Achse dargestellt.
Auf der x-Achse ist die Produktionslücke (output gap) aufgetragen. Das ist die
Abweichung des BIP vom Output, der bei der Vollauslastung aller Kapazitäten
möglich wäre (also das Produktionspotential).
Gemessen an Output hat die Wirtschaftsleistung in
der Eurozone im ersten Quartal 2016 zum ersten Mal seit der Krise das BIP-Niveau
vom ersten Quartal 2008 erreicht.
Das ist aber kein Grund zum Feiern, da die
Eurozone schlechter abschneidet als Nicht-Euroländer der EU, zumal die
europäische Austeritätspolitik 21,4 Millionen arbeitslose Männer und Frauen im
Euro-Raum hinterlässt.
Niemand behauptet im Übrigen, dass die Fiskalpolitik
die einzige Bestimmungsgrösse für das Wachstum ist. Es gibt auch animal spirits.
PS:
Die Produktivität in der Eurozone ist zwischen
2011 und 2013 wegen der fiskalpolitischen Straffung besonders stark gesunken,
wie die FT heute aus London berichtet.
Der erarbeitete Output pro Stunde ist von 1,5%
zwischen 1999 und 2006 auf 0,5% zwischen 2007 und 2013 gesunken, viel stärker
als in den USA.
Produktivität in der Eurozone, Graph: FT
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