Während die wilde Kritik durch die Politiker und
Banker an Mario Draghi und der EZB anhält, verstecken sich EZB-Vertreter nicht.
Benoit
Cœure, EZB-Direktoriumsmitglied hat gestern
in FAZ Sonntagszeitung bekräftigt, dass die Geldpolitik wirksamer wäre, wenn alle
Länder, die über einen fiskalpolitischen Spielraum verfügen, mit anpacken
würden. Die Niedrigzinsen seien ein Symptom der
makroökonomischen Interdependenzen, die weit über die Geldpolitik hinausgehen.
Peter
Praet, EZB-Direktoriumsmitglied hat am 29. April in einem Expansion-Interview
gesagt, dass eine Zinserhöhung heute die wirtschaftliche
Erholung in Europa ohne Zweifel gefährden würde.
Das ist in der Tat die Frage, die sich stellt:
Was würde passieren, wenn die EZB im heutigen Umfeld der Wirtschaft die Zinsen
erhöhen würde?
Paul
Krugman liefert in seinem Blog dazu eine hervorragende Abbildung, die uns die
BIP-Lücke zwischen den USA und dem Euroraum zeigt.
Dass die Eurozone hinter der US-Wirtschaft zurückgefallen
ist, war nicht von Anfang an so. Was ist also 2011-2012 geschehen?
BIP-Lücke zwischen der amerikanischen und der
europäischen Wirtschaft, Graph: Paul
Krugman in NYTimes
Erstens: Der harsche Sparkurs (fiscal austerity), den die Eurozone
eingeschlagen hat.
Zweitens: Die völlig danebenliegenden Zinserhöhungen
der EZB (im April und im Juli).
Drittens: Die Verweigerung durch die EZB
(Jean-Claude Trichet lässt grüssen), die „lender of last resort“-Rolle zu
übernehmen.
Es war Mario
Draghi, der mit der Amtsübernahme versucht hat, die fehlgeleitete Geldpolitik
zu korrigieren, die Austerität abzufedern und die Anleihe-Märkte mit der
inzwischen viel zitierten Aussage „whatever it takes“ zu beruhigen.
Es liegt jedoch auf der Hand, wie Krugman betont,
dass die wirtschaftspolitischen Fehlentscheidungen von 2011-2012 der
europäischen Wirtschaft einen schrecklichen Schock versetzt haben: Die
Inflation ist um rund 100 Basispunkte (d.h. ca. 1%) gesunken und einer
dauerhaften Wachstumsschwäche wurde der Weg gebahnt.
Und es ist in der Tat verdammt schwer, sich von
Deflation-Fehlern zu erholen, wenn die Wirtschaft in einer Liquiditätsfalle
steckt.
Und es hätte auch Amerika so ergehen können, wenn
sich die Bernanke-Kritiker auf der rechten Seite des politischen Spektrums sich
durchgesetzt hätten, so das Fazit von Krugman. Nun denken wir in Europa ein
paar Minuten darüber nach, was in Europa sonst passieren würde, wenn die Zinsen
heute wider besseres Wissen angehoben würden.
PS:
Auch Jens
Weidmann, Präsident der Bundesbank hat am 29. April gesagt, dass von einer Enteignung der Sparer
keine Rede sein kann. Die Geldentwertung durch die Inflation sei gegenwärtig so
gering, dass die reale Verzinsung von Spareinlagen über null liege und damit
höher als in den 1970er Jahren und
auch in den Jahren 2011 bis 2014.
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