Im Jahr 2015 ist viel passiert. Wenn wir uns hier
auf makroökonomische Begebenheiten beschränken, lässt sich sagen, dass im zu Ende gehenden Jahr am
meisten über die Niedrig-Zinsen debattiert wurde.
Manche Experten wie Bill Gross haben sich, mit
der Aussage, dass die niedrige Zinspolitik eine Form der „financial repression“
darstelle und daher die Erholung der Wirtschaft verhindere, viele Sympathien verscherzt.
In einer „Streber“-Unterhaltung mit Nick Rowe
hält David Andolfatto in seinem Blog fest, dass die Zinsen heute nicht
künstlich niedrig gehalten werden, sondern ein Ergebnis der deprimierten
Aussichten der Wirtschaft sind.
Das dümmste Erbe des Defizit-Fetischismus im Jahr
2015 ist in diesem Zusammenhang sicherlich die „Schwarze Null-Politik (d.h. ein
vollständig ausgeglichenes Budget) in einer depressiv-deflationären Wirtschaft
Europas.
Die „Schwarze Null“-Politik ist in der Tat ein
Bullshit im technischen Sinne, weil es anders als beim Lügen um die Erzählung
von falschen Geschichten geht, ohne Rücksicht auf die Wahrheit.
Die US-Notenbank unterbietet das eigene Inflationsziel
den 43. Monat in Folge, Graph: WSJ
Es ist der Defizit-Fetischismus der Anhänger der
Austeritätspolitik in Europa, der die wirtschaftliche Erholung und die
Förderung der Beschäftigung verhindert, wie Joseph Stiglitz vor einigen Jahren hervorgehoben
hat.
Berlin mag Schwarze Null im politischen Sinne für
den „Heiligen Gral“ halten. Aber Haushaltsdefizite in einer schwer
angeschlagenen Wirtschaft sind nützlich, nicht schädlich, wie die wirtschaftliche
Entwicklung in den USA zeigt.
Der Defizit-Fetischismus ist verbohrt und
zerstörerisch zugleich. Es gibt keine Hinweise in Europa, dass die
Staatsverschuldung im Vorfeld der Krise ein Problem für grosse
Volkswirtschaften war. Ganz im Gegenteil führt die wirtschaftliche Performance in der Eurozone in den vergangenen sechs Jahren vor Augen, dass
Ausgabenkürzungen in einer angeschlagenen Wirtschaft zu einer Vertiefung der
Depression führen.
Die neoliberal geprägte Wirtschaftspolitik in Europa
drückt das Wirtschaftswachstum nicht nur kurzfristig, sondern verursacht
bleibende Schäden im Allgemeinen auf die lange Sicht, was als Hysterese bezeichnet wird.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen