Wie wir jedem Standardwerk der
Volkswirtschaftslehre entnehmen können, ist das Wachstum der Reallöhne für das
Wachstum der Nachfrage entscheidend.
Angesichts der folgenden Abbildung erstaunt es
nicht, dass es in den fortentwickelten Volkswirtschaften an Nachfrage mangelt.
Das Lohnwachstum bleibt weit hinter dem Wachstum der Produktivität.
Während Experten von secular stagnation reden, stagniert der Konsum. Und die Binnenwirtschaft liegt in Europa am Boden.
Das Lohnwachstum steht mit dem Wachstum der Produktivität nicht im Einklang, Graph: Morgan Stanley
Wenn alle (private Haushalte, Unternehmen und die
öffentliche Hand) sparen, entsteht obendrauf eine Deflationsgefahr. Die EZB
verfehlt das Inflationsziel nach unten.
„Um das Inflationsziel einzuhalten, müssen die
Löhne zusammen mit der Produktivität steigen. Jedes Land muss die
Lohnstückkosten an seine Produktivität anpassen, unter Beachtung des
Inflationsziels. Dadurch ergibt sich eine Konvergenz der Wettbewerbsfähigkeit“,
wie Heiner Flassbeck es treffend zum Ausdruck bringt.
Anteil der Arbeit (fallend) am Volkseinkommen im Vergleich zum Anteil des Kapitals (steigend), Graph: Morgan Stanley
Bemerkenswert ist vor diesem Hintergrund der
Anstieg der Ungleichheit. Der fallende Anteil der Arbeit am Volkseinkommen wirft
die Frage auf, was die Einkommensverteilung bestimmt.
Während die eine Denkrichtung die durch
Konkurrenz geprägten Märkte unterstreicht, erkennt die andere, dass nicht-regulierte
Märkte tendenziell zur Monopolbildung führen, womit eine rasche Konzentration
von Vermögen und Einkommen ermöglicht werde, wie Joseph Stiglitz in seiner Kolumne („Die neue Ära der Monopole“) in Project Syndicate beschreit.
Und es liegt auf der Hand, dass die erst genannte
Denkrichtung angesichts der zunehmenden Ungleichheit und dem Fokus darauf, den
Einzelnen unter dem Gesichtspunkt seines Grenzproduktes zu betrachten, versagt,
die Funktionsweise der Wirtschaft zu erklären.
Wenn die Märkte auf Ausbeutung beruhen,
verschwindet die Rechtfertigung für eine Politik des Laissez-faire. Dann ist
der Kampf gegen etablierte Macht nicht nur ein Kampf für die Demokratie, sondern
auch ein Kampf um mehr Effizienz und gemeinsamen Wohlstand, hält Stiglitz als Fazit
fest.
Auch Mark
Thoma argumentiert in seiner Kolumne (Economic
models must account for „who has the power“) in The Fiscal Times, dass Ungleichheiten das Ergebnis
von Machtbeziehungen sind, nicht von Grenzerträgen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen