Mittwoch, 20. April 2016

(Monopol-Macht) Hohe Gewinnmargen versus schwache Investitionen

Trotz der historisch niedrigen Zinsen wird kaum investiert, weder im Privatsektor noch im öffentlichen Sektor. Im Saarland wird eine Autobahnbrücke über Nacht gesperrt, weil sie einsturzgefährdet ist.

Dass die deutsche Infrastruktur in einem maroden Zustand ist, ist offensichtlich. Was erstaunt, dass niemand fragt, warum?

Es ist die Ideologie: Haushaltskonsolidierung, bemerkt Simon Wren-Lewis in seinem Blog. Das gilt nicht nur für Deutschland, sondern auch für Grossbritannien, wie der an der Oxford University lehrende Wirtschaftsprofessor betont.

Eine interessante These zum Thema der fehlenden Investitionen hat Larry Summers vor ein paar Wochen geliefert: Monopolmacht.

Der ehemalige US-Finanzminister (1999-2001) erklärt, dass die hohen Gewinne der Unternehmen nicht eine erhöhte Produktivität des Kapitals reflektieren, sondern einen Anstieg der Monopolmacht der Unternehmen. Da die Unternehmen nicht investieren, nimmt die Produktion nicht zu. Und die fehlende Nachfrage nach Kapital führt zu Niedrigzinsen.

Die wachsende Monopolmacht der Unternehmen war im Grunde genommen vor rund vier Jahren („Robots and Robber Barons“) von Paul Krugman aufgegriffen worden.



Staatsanleihen mit Negativ-Rendite, Graph: BloombergTV 

Nun hat sich Krugman am Montag wieder zu Wort gemeldet. Der am Graudierten Zentrum der City University New York (CUNY) forschende Wirtschaftsprofessor schreibt, dass die steigende Monopolmacht ein grosses Problem für die US-Wirtschaft ist, nicht nur, weil die Gewinne auf Kosten der Löhne steigen

Wenn Investitionen trotz niedriger Zinsen schwach bleiben, hat die Notenbank Mühe, die Rezession zu bekämpfen. Der Mangel an Wettbewerb verstärkt nämlich die secular stagnation.

Es gibt eine Reihe von Beweisen, dass der Wettbewerb abgenommen hat, argumentiert Krugman weiter. Anfangspunkt ist die Ära Ronald Reagan: Der US-Präsident hat nicht nur die Steuern gesenkt, sondern auch die Banken dereguliert.

Reagans Administration hat sich damit von einer langjährigen US-Tradition abgewendet, Unternehmen, die ihren Sektoren zu vorherrschend werden, zu zügeln. Damit wurde laut Krugman ein virtuelles Ende des Kartellrechts besiegelt.

Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang, dass das Weisse Haus am Freitag eine Verfügung an die Adresse von Bundesbehörden erlassen hat, alles Mögliche zu verwenden, „Wettbewerb zu fördern“.

Die zunehmende Unternehmenskonzentration und Marktmacht senken wahrscheinlich auch die Innovationstätigkeit, unterstreicht Dietrich Vollrath in seinem Blog.

„Hohe Gewinnmargen versus schwache Investitionen“ ist das Hauptthema des vor rund zwei Jahren erschienenen Buches von Andrew Smithers.

Wenn im Privatsektor die geplanten Ersparnisse die geplanten Investitionen übersteigen, ist die angemessene wirtschaftspolitische Antwort nach dem Lehrbuch darauf deficit spending. Das heisst, dass der öffentliche Sektor die Ersparnisse aufnimmt und investiert.

Die träge Investitionstätigkeit hat also mit dem Verlust an Vertrauen nichts zu tun. Es sind die Top-Manager von Unternehmen mit Monopol-Macht, die sich ermutigt sehen, das Geld für den Kauf von eigenen Aktien einzusetzen als für die Investitionsgüter. Das primäre Ziel ist (short-terminism), Cash Flow zu erhöhen, anstatt in physische Einrichtungen zu investieren.

Wenn die Nachfrage nach Kapital (investment) im Verhältnis zum Angebot an Kapital (savings) steigen würde, würden auch die Renditen zulegen. Das ist aber derzeit nicht der Fall. Die Rendite der Staatsanleihen in den meisten fortentwickelten Volkswirtschaften fällt, und mittlerweile immer tiefer in den negativen Bereich, wie in der Abbildung dargestellt ist.







1 Kommentar:

multifolio hat gesagt…

Es liegt einfach daran, dass der Privatsektor zu sehr verschuldet ist und statt Geld auszugeben, erstmal seine Schulden tilgen muss. Die ganze Antwort können Sie her lesen: http://quaesivi.blogspot.com/2016/04/kapiert-1-kreditvergabe-und-krise.html