Trotz der historisch niedrigen Zinsen wird kaum
investiert, weder im Privatsektor noch im öffentlichen Sektor. Im Saarland wird
eine Autobahnbrücke über Nacht gesperrt, weil sie einsturzgefährdet ist.
Dass die deutsche Infrastruktur in einem maroden
Zustand ist, ist offensichtlich. Was erstaunt, dass niemand fragt, warum?
Es ist die Ideologie: Haushaltskonsolidierung,
bemerkt Simon Wren-Lewis in seinem Blog. Das gilt nicht nur für Deutschland, sondern auch für Grossbritannien, wie
der an der Oxford University lehrende
Wirtschaftsprofessor betont.
Eine interessante These zum Thema der fehlenden
Investitionen hat Larry
Summers vor ein paar Wochen geliefert: Monopolmacht.
Der ehemalige US-Finanzminister (1999-2001)
erklärt, dass die hohen Gewinne der Unternehmen nicht eine erhöhte
Produktivität des Kapitals reflektieren, sondern einen Anstieg der Monopolmacht
der Unternehmen. Da die Unternehmen nicht investieren, nimmt die Produktion
nicht zu. Und die fehlende Nachfrage nach Kapital führt zu Niedrigzinsen.
Die wachsende Monopolmacht der Unternehmen war im
Grunde genommen vor rund vier Jahren („Robots and Robber Barons“) von Paul Krugman
aufgegriffen worden.
Staatsanleihen mit Negativ-Rendite, Graph: BloombergTV
Nun hat sich Krugman am Montag wieder zu Wort
gemeldet. Der am Graudierten Zentrum der City
University New York (CUNY) forschende Wirtschaftsprofessor schreibt, dass
die steigende Monopolmacht ein grosses Problem für die US-Wirtschaft ist, nicht
nur, weil die Gewinne auf Kosten der Löhne steigen
Wenn Investitionen trotz niedriger Zinsen schwach bleiben, hat die Notenbank Mühe, die Rezession zu bekämpfen. Der Mangel an Wettbewerb verstärkt nämlich die secular stagnation.
Es gibt eine Reihe von Beweisen, dass der Wettbewerb
abgenommen hat, argumentiert Krugman weiter. Anfangspunkt ist die Ära Ronald Reagan: Der US-Präsident hat nicht
nur die Steuern gesenkt, sondern auch die Banken dereguliert.
Reagans Administration hat sich damit von einer
langjährigen US-Tradition abgewendet, Unternehmen, die ihren Sektoren zu
vorherrschend werden, zu zügeln. Damit wurde laut Krugman ein virtuelles Ende
des Kartellrechts besiegelt.
Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang, dass
das Weisse Haus am Freitag eine Verfügung an die Adresse von Bundesbehörden
erlassen hat, alles Mögliche zu verwenden, „Wettbewerb zu fördern“.
Die zunehmende Unternehmenskonzentration und
Marktmacht senken wahrscheinlich auch die Innovationstätigkeit, unterstreicht Dietrich Vollrath in seinem Blog.
„Hohe Gewinnmargen versus schwache Investitionen“
ist das Hauptthema des vor rund zwei Jahren erschienenen Buches von Andrew Smithers.
Wenn im Privatsektor die geplanten Ersparnisse
die geplanten Investitionen übersteigen, ist die angemessene
wirtschaftspolitische Antwort nach dem Lehrbuch darauf deficit spending. Das heisst, dass der öffentliche Sektor die
Ersparnisse aufnimmt und investiert.
Die träge Investitionstätigkeit hat also mit dem
Verlust an Vertrauen nichts zu tun. Es sind die Top-Manager von Unternehmen mit
Monopol-Macht, die sich ermutigt sehen, das Geld für den Kauf von eigenen
Aktien einzusetzen als für die Investitionsgüter. Das primäre Ziel ist (short-terminism), Cash Flow zu erhöhen,
anstatt in physische Einrichtungen zu investieren.
Wenn die Nachfrage nach Kapital (investment) im Verhältnis zum Angebot an
Kapital (savings) steigen würde,
würden auch die Renditen zulegen. Das ist aber derzeit nicht der Fall. Die
Rendite der Staatsanleihen in den meisten fortentwickelten Volkswirtschaften
fällt, und mittlerweile immer tiefer in den negativen Bereich, wie in der Abbildung dargestellt ist.
1 Kommentar:
Es liegt einfach daran, dass der Privatsektor zu sehr verschuldet ist und statt Geld auszugeben, erstmal seine Schulden tilgen muss. Die ganze Antwort können Sie her lesen: http://quaesivi.blogspot.com/2016/04/kapiert-1-kreditvergabe-und-krise.html
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