Der japanische Premierminister Shinzo Abe hat auf dem Treffen International Financial and Economic
Analysis am 22. März 2016 Paul
Krugman getroffen, um sich u.a. kurz beraten zu lassen, ob die japanische Regierung angesichts
der anhaltend niedrigen Zinsen ein Konjunkturpaket (fiscal stimulus) schnüren soll oder nicht.
Zur Erinnerung: Die BoJ hat im Januar 2016 Negativzinsen auf Giroguthaben der Banken
bekanntgegeben. Seither verläuft die Rendite für japanische Staatsanleihen mit einer
Laufzeit von 10 Jahren im Minus-Bereich.
Während die Stimmung in Japans Industrie sich inzwischen deutlich verschlechtert, zögert die Regierung, die zweite Stufe der vor Jahren beschlossenen Mehrwertsteuererhöhung in die Tat umzusetzen.
Krugmans Antwort ist zusammengefasst wie folgt:
(1) Fiscal Stimulus ist als Unterstützung für die
Geldpolitik sehr wichtig, um aus der Deflation herauszukommen. Wie wir bisher gesehen haben, ist es schwierig,
die Aufgabe mit der Geldpolitik allein zu lösen.
(2) Die Zinsen sind sehr niedrig. In der Tat sind
die Realzinsen in Japan sogar negativ, bis auf die langen Laufzeiten. Es gibt Notwendigkeiten; Ausgaben müssen getätigt werden. Ein Unternehmen mit realen
Investitionsvorhaben, sehr niedrigen Kreditkosten gegenübergestellt, würde es heute begrüssen, Ausgaben zu erhöhen. Das gilt auch für Japan.
Rendite der japanischen Staatsanleihen mit 2 und
10 Jahren Laufzeit, Graph: Morgan
Stanley
(3) Was die Sorge um die Schulden betrifft: Eine
Sache, die wir von Japan und aber auch von anderen fortentwickelten Nationen gelernt
haben, ist, dass für die Länder, die in der eigenen Währung Kredit aufnehmen, im
Grunde genommen eine lange Zeit verstreichen müsste, bis sie in eine Finanzkrise geraten.
Seit etwa 2000 werden spekulative Wetten gegen die japanischen
Staatsanleihen (JGB) abgeschlossen; alle sind gescheitert. Die Robustheit des
Marktes bleibt sehr stark. Wenn jemand erzählen würde, dass es Japan wie
Griechenland ergehen würde, müsste genau darlegen, wie das überhaupt geschehen
kann.
Japans Wirtschaftsdynamik, Graph: Morgan Stanley
Das Schlimmste, das einem Land mit einer eigenen
Währung passieren kann, ist, dass die Landeswährung stark abwertet. Und das
wäre in Japans Fall sicherlich kein Grund zur Sorge.
Japan’s Kleinanleger verkaufen Geldmarkt-Funds
(in Fremdwährungen), Graph: Morgan Stanley
(4) Es ist nicht der richtige Zeitpunkt, sich über
die langfristige Haushaltslage Sorgen zu machen. Eines der Probleme der
Deflation oder unangemessen niedrigen Inflation ist, dass die Realzinsen zu
hoch sind. Es bedarf einer höheren Inflation, um aus der Deflation
herauszukommen.
Unabhängig davon, wie der Zielwert für die Preisstabilität ist, ob 2 oder
höher (was Krugman derzeit vorziehen würde), muss die Zielinflationsrate erfüllt
werden. Verglichen mit dem Ziel, was die Haushaltsbilanz in den nächsten 2 oder
3 Jahren erreichen muss, ist von weniger Bedeutung.
Bilanzsumme der Zentralbanken; Graph: Morgan Stanley
PS:
Japan hat seit 2004 an den
Devisenmärkten selten interveniert, schreibt Jeffrey Frankel in seinem Blog.
Zuletzt hat die BoJ im Jahr 2011 in den
Devisenmarkt eingegriffen, um die Landeswährung zu schwächen (d.h. JPY verkauft
und USD gekauft). Das geschah in Zusammenarbeit mit den USA und den anderen
Industrieländern, im Nachgang von Tohoku Erdbeben und der Tsunami Katastrophe, betont
der an der Harvard University
lehrende Wirtschaftsprofessor.
Die G7-Länder haben sich im Februar 2013
geeinigt, auf Devisenmarkt-Interventionen zu verzichten, um Ängsten vor sog. „Währungskriegen“
(Abwertungswettlauf) einen Riegel vorzuschieben. Es scheint daher unwahrscheinlich, dass Japan ohne Absprache mit den USA und den anderen industrialisierten Volkswirtschaften am Devisenmarkt intervenieren würde.
Spekulative Positionen (netto) im Handel von JPY versus USD, Graph: Morgan Stanley
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