Mittwoch, 6. April 2016

Nachfrageschwäche, wo das Auge hinreicht

Die Rendite der deutschen Bundesanleihen mit 10 Jahren Laufzeit ist gestern bis auf 0,08% gefallen. Das tangiert einen historischen Tiefstand, der vor rund einem Jahr geknackt wurde.

Überhaupt fallen die Renditen der Staatsanleihen weltweit: Der Global Broad Market Index ist mit 1,3% auf den niedrigsten Wert seit 20 Jahren gesunken.

Wie Bloomberg berichtet, beläuft sich der Ertrag der Bonds seit Jahresbeginn auf 3,6%. Die Aktien hingegen verbuchen einen negativen Ertrag von 1,5% (nach Abzug von Dividenden).

Ein Drittel der Staatsanleihen in den fortentwickelten Volkswirtschaften weist gegenwärtig eine Negativ-Rendite auf.

Ein Zeichen der globalen Disinflation? Es ist schwer, darauf mit nein zu antworten.


Global Broad Market Index (Bank of America), Graph: Bloomberg



Die Arbeitslosigkeit geht in den USA zurück. Aber die Löhne stagnieren. Und die Fed scheint, ein paar weitere Monate warten zu wollen, bevor sie die Anhebung der Zinsen vom Dezember 2015 fortsetzt.

Die Fed hat aber derzeit kaum Spielraum, schreibt Tim Duy in seinem Blog. Janet Yellen muss auf mehr endgültige Zeichen des Inflationsdrucks warten, bevor sie handelt, so der an der Oregon University lehrende Wirtschaftsprofessor.

Wenn die Politik sich weigert, die Geldpolitik durch Fiskalpolitik zu unterstützen, während die nominalen Zinsen nahe null liegen, gerät die globale Wirtschaft in einen Teufelskreis. Die Zentralbanken öffnen die Schleusen weiter. Aber die naheliegende Abhilfe für die Nachfrageschwäche wird auf die lange Bank geschoben.

Wenn es um die Gesundheit der Weltwirtschaft geht, rückt China ins Zentrum der öffentlichen Diskussion, bemerkt Mark Thoma in einem Beitrag in CBS Money Watch.

Das chinesische Wirtschaftswachstum betrug nach IWF-Daten von 2002 bis 2011 im Durchschnitt rund 10,6%. Das ist bemerkenswert. 2015 ist das Wachstum aber auf 6,8% gesunken, was auch bemerkenswert ist. Und für 2017 wird eine Wachstumsrate von 6% vorausgesagt.

In China greift zugleich die Deflationsgefahr um sich. Die chinesischen Unternehmen drücken auf die Löhne, um Kosten im Aussenhandel zu sparen. Das nominale Einkommenswachstum hat sich in den Städten nach Angaben von Morgan Stanley von 15,4% am Ende des Jahres 2011 auf 7,5% (annualisiert) im vierten Quartal 2015 zurückgebildet.


China sieht Deflationsgefahr gegenüber, Graph: Morgan Stanley


Die Nachfrageschwäche sowohl in Industrieländern als auch in den Entwicklungsländern ist nie ein gutes Zeichen.



PS:

Bemerkenswert ist, dass das Angebot an Staatspapieren seit geraumer Zeit abnimmt. Nach Saldierung von Käufen durch die Zentralbanken ergibt sich die Netto-Ausgabe von Staatsanleihen in den fortentwickelten Volkswirtschaften nahezu null.




Netto-Versorgung (Angebot) der Staatsanleihen auf dem niedrigsten Niveau seit 15 Jahren, Graph: Morgan Stanley

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