Ein Newsticker ohne eine Meldung über die unkonventionelle
Massnahme Negativ-Zinsen ist heute mittlerweile kaum vorstellbar.
Andrea
Maechler, SNB hat am Donnerstag auf einer Veranstaltung in Singapur gesagt, dass
die Negativ-Zinsen keine Wahl, sondern eine Notwendigkeit sind.
Und Adam
Posen hat neulich in einem Gespräch mit dem Bloomberg TV erklärt, dass die
Negativzinsen nur in kleinen und offenen Volkswirtschaften wie der Schweiz und
Dänemark funktionieren.
Die Negativzinsen wirken i.d.R. über
Wechselkurs-Kanäle (via Nominal- und Realzinsdifferenzen) dadurch, dass die
Währung abwertet. In Schweden zum Beispiel scheinen die Inflationserwartungen via
SEK-Abschwächung wieder zu steigen.
Ein wichtiger Faktor ist allerdings, wie die
Analysten von Morgan Stanley
unterstreichen, dass der Bankensektor nicht vollkommen auf die Kundeneinlagen
angewiesen ist, sondern sich am Interbankengeldmarkt (wholesale funding) refinanzieren kann.
Bemerkenswert ist vor diesem Hintergrund der Fall
Japan (3-tier system): Die japanischen Banken richten sich zur Geldbeschaffung an
die Einlagen der Sparer, wie in der Abbildung zu sehen ist:
Länder-Vergleich: Kundeneinlagen im Verhältnis zu
Vermögensbeständen der Banken, Graph:
Morgan Stanley
In der Schweiz (2-tier system) hingegen sind 73% der CHF-Sichtguthaben bei der SNB von Negativzinsen (Gebühren) nicht betroffen.
Rund Dreiviertel der CHF-Sichtguthaben sind der
Schweiz von Negativ-Zinsen nicht tangiert, Graph:
Bloomberg
Japan ist eine eher geschlossene Wirtschaft. Nach
der Ankündigung der Negativ-Zinsen durch die BoJ wurde die Bewertung der
lokalen Banken in Japan besonders stark betroffen. Für die Investoren lag es auf der
Hand, dass die Banken die Kosten der Negativ-Zinsen an die Sparer nicht weitergeben können.
Langfristige Inflationserwartungen, Graph: JPMorgan via FuW
Japan und Schweden stellen in der Abbildung
diametrale Positionen dar. Während der schwedische Bankensektor weniger
Sparereinlagen auf der Passivseite der Bilanz formiert, scheint Japans Bankensektor
für die Refinanzierung relativ auf die Einlagen der Sparer angewiesen zu sein.
Schwedens Inflation im Vergleich zur Inflation in
der Eurozone, Graph: Morgan Stanley
PS:
Die Giroguthaben inländischer Banken ist für die
Woche zum 15. April von 423,8 Mrd. CHF auf 489,2 Mrd. CHF gestiegen, wie die
SNB heute mitteilt.
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