Montag, 18. April 2016

Negativzinsen und Finanzierungskosten im Bankensektor

Ein Newsticker ohne eine Meldung über die unkonventionelle Massnahme Negativ-Zinsen ist heute mittlerweile kaum vorstellbar.

Andrea Maechler, SNB hat am Donnerstag auf einer Veranstaltung in Singapur gesagt, dass die Negativ-Zinsen keine Wahl, sondern eine Notwendigkeit sind.

Und Adam Posen hat neulich in einem Gespräch mit dem Bloomberg TV erklärt, dass die Negativzinsen nur in kleinen und offenen Volkswirtschaften wie der Schweiz und Dänemark funktionieren.

Die Negativzinsen wirken i.d.R. über Wechselkurs-Kanäle (via Nominal- und Realzinsdifferenzen) dadurch, dass die Währung abwertet. In Schweden zum Beispiel scheinen die Inflationserwartungen via SEK-Abschwächung wieder zu steigen.

Ein wichtiger Faktor ist allerdings, wie die Analysten von Morgan Stanley unterstreichen, dass der Bankensektor nicht vollkommen auf die Kundeneinlagen angewiesen ist, sondern sich am Interbankengeldmarkt (wholesale funding) refinanzieren kann.

Bemerkenswert ist vor diesem Hintergrund der Fall Japan (3-tier system): Die japanischen Banken richten sich zur Geldbeschaffung an die Einlagen der Sparer, wie in der Abbildung zu sehen ist:



Länder-Vergleich: Kundeneinlagen im Verhältnis zu Vermögensbeständen der Banken, Graph: Morgan Stanley


In der Schweiz (2-tier system) hingegen sind 73% der CHF-Sichtguthaben bei der SNB von Negativzinsen (Gebühren) nicht betroffen.



Rund Dreiviertel der CHF-Sichtguthaben sind der Schweiz von Negativ-Zinsen nicht tangiert, Graph: Bloomberg


Japan ist eine eher geschlossene Wirtschaft. Nach der Ankündigung der Negativ-Zinsen durch die BoJ wurde die Bewertung der lokalen Banken in Japan besonders stark betroffen. Für die Investoren lag es auf der Hand, dass die Banken die Kosten der Negativ-Zinsen an die Sparer nicht weitergeben können.



Langfristige Inflationserwartungen, Graph: JPMorgan via FuW


Japan und Schweden stellen in der Abbildung diametrale Positionen dar. Während der schwedische Bankensektor weniger Sparereinlagen auf der Passivseite der Bilanz formiert, scheint Japans Bankensektor für die Refinanzierung relativ auf die Einlagen der Sparer angewiesen zu sein.



Schwedens Inflation im Vergleich zur Inflation in der Eurozone, Graph: Morgan Stanley


PS:

Die Giroguthaben inländischer Banken ist für die Woche zum 15. April von 423,8 Mrd. CHF auf 489,2 Mrd. CHF gestiegen, wie die SNB heute mitteilt.




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