Freitag, 8. April 2016

Spekulative Nachfrage und Yen-Stärke

Die japanischen Währungshüter versuchen seit geraumer Zeit mit einer ausserordentlich lockeren Geldpolitik, das Wirtschaftswachstum fördern.

Die Implementierung von Negativ-Zinsen wirkt sich i.d.R. ungünstig auf die Währung aus. Doch der Yen legt weiter zu.

Es wäre daher nicht übertrieben, davon zu reden, dass die sog NIRP (negative interest rate policy) nach hinten los zu gehen scheint. Die jüngste Rally der japanischen Landeswährung (JPY) gegenüber dem USD droht aber an der Glaubwürdigkeit der Bank of Japan (BoJ) zu kratzen.

Mit 107.92 per USD hat JPY am Donnerstag sogar ein neues Hoch erklommen.

Zur Erinnerung: Vor zehn Jahren hat die BoJ massiv JPY verkauft, um die Landeswährung abzuschwächen. Das Ziel war, die Wirtschaft anzukurbeln und Inflationserwartungen steigen zu lassen. Es ist kein Zufall, dass auch die inzwischen viel zitierte Wortschöpfung „currency war“ erstmals damals aufgetaucht ist.

Die gegenwärtige USD-Schwäche ist aber u.a. auf die jüngste umsichtige Haltung der Fed zurückzuführen, mit der Fortsetzung der im Dezember angekündigten Zinserhöhungen in den kommenden Monaten noch eine Weile zu warten.



JPY versus USD (Wechselkursentwicklung seit Jahresbeginn), Graph: FT



Bemerkenswert ist ferner, dass die stärkeren JPY-Wetten an den Devisenmärkten sich derzeit auf extremen Niveaus bewegen, wie die aktuellen Daten von US CFTC zeigen.

Das legt nahe, dass JPY möglicherweise für Hedging-Zwecke eingesetzt wird, zumal die Rendite der japanischen Staatsanleihen mit Laufzeit bis auf 10 Jahre negativ ist.



JPY, der effektive Wechselkurs, Graph: FT


Die Analysten von Morgan Stanley haben bereits vorgestern darauf hingewiesen, dass die japanischen Kleinanleger über hohe Mengen an Geldmarkt-Papieren, die in Fremdwährungen denominiert sind, verfügen. Die jüngste JPY-Stärke veranlasst sie, JPY zurückzukaufen (selling USDJPY), um mögliche Währungsverluste zu minimieren.

Ausserdem kaufen professionelle Aktienanleger, ausgehend von der hohen inversen Korrelation von JPY mit Aktien, verstärkt JPY, um Risikopositionen zu reduzieren. So konterkariert die JPY-Aufwertung die „Abenomics“.


update:


Der grosse JPY-finanzierte Carry-Trade-Abroller hat begonnen und ist noch nicht abgeschlossen, was auf anhaltende JPY-Nachfrage hindeutet, kommentieren FX-Analysten von Morgan Stanley heute Morgen. 


Die japanischen Kleinanleger verkaufen Geldmarkt-Fonds (in Fremdwährung), Graph: Morgan Stanley


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