Mario
Draghi soll dem deutschen Bundestag die Niedrigzinsen erklären. Das meldet Reuters heute gestützt auf einen nicht
näher genannten „Sprecher der EZB“.
EZB-Präsident war bereits vor vier Jahren von
Berlin eingeladen, Bundestagsabgeordneten seine Geldpolitik zu erläutern.
Es ist im Grunde genommen ganz einfach. Wie das
Lehrbuch nahelegt, reflektieren die Niedrigzinsen derzeit nicht in erster Linie
die Geldpolitik, sondern die Marktkräfte. Es mangelt an Nachfrage im
gesamtwirtschaftlichen Sinne.
Die Ära der Wirtschaftsschwäche, die mit dem
Ausbruch der Finanzkrise von 2008 begonnen hat, hält noch an. Manche Experten
bezeichnen die Situation als secular stagnation. Unabhängig davon: was auffällt, ist, dass das gesamte Umfeld
der Wirtschaft derzeit von Risiken der Deflation und Depression geprägt ist und
Haushaltsdefizite und Inflation dabei keine Herausforderung darstellen.
Weil die Wirtschaft in einer Liquiditätsfalle
steckt, muss die EZB als lender of last resort agieren. Das heisst, dass sie die Zinsen senken muss. Und das ist
genau das, was die EZB tut.
Aber wie wir sehen, reicht es selbst dann nicht aus, wenn die nominalen Zinsen nahe der Nullzins-Grenze (zero lower bound) liegen, die Vollbeschäftigung wiederherzustellen und für die Preisstabilität zu
sorgen.
Und mit der Zeit droht die Gefahr, dass die Nachfrageschwäche sich
in eine Angebotsschwäche einbettet (Hysteresis Effect).
Wenn Deutschland den Einsatz von Fiscal Stimulus befürworten würde, würde
sich Wirkungskraft der EZB-Anleihekäufe verbessern und die Effektivität der
geldpolitischen Massnahmen steigen.
Und Draghi dürfte, falls es dazu kommt, im Wesentlichen nichts anderes erzählen.
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