Es gibt eine weit verbreitete Vereinbarung („Estimating Fiscal Multipliers“) unter
Ökonomen, dass die fiskalischen Multiplikatoren in Rezessionen grösser sind als
in normalen Zeiten.
Zum Beispiel sagen Lawrence Christiano, Martin
Eichenbaum und Sergio Rebelo in einer Forschungsarbeit („When is the Government Spending Multiplier Large?“), dass die
Multiplikatorwirkungen der Staatsausgaben grösser als eins sein können, wenn
die nominalen Zinsen nahe null (zero
lower bound) liegen.
Richard Murphy schreibt, dass die britische
Regierung und OBR davon ausgehen, dass die Austerität Wirtschaftswachstum
auslöst und das Haushaltsdefizit daher gekürzt werden müsse. Das Problem ist,
dass alle Beweise zeigen, dass das Gegenteil der Fall ist: Ausgabenkürzungen
schränken das BIP ein. Und Ausgabenerhöhungen steigern das BIP.
Chris Dillow meint dazu, dass Vorsicht geboten
ist, weil der Zusammenhang manchmal für falsche Schlussfolgerungen interpretiert werden kann. Denn es gibt
ökonomische, aber auch politische Aspekte, die mit berücksichtigt werden müssen.
Europa und Haushaltskonsolidierung, Graph: Olivier Blanchard
and Daniel Leigh: IMF Working Paper „Growth Forecast Errors and Fiscal
Multipliers“, Jan 2013
Die Multiplikatoren sind nämlich nicht immer
gross: sie variieren („Growth Forecast
Errors and Fiscal Multipliers“).
Ein wichtiger Faktor ist dabei der monetäre
Ausgleich. Wenn die Inflation um den Zielwert der britischen Notenbank notieren
würde, würde die Bank of England
(BoE) auf eine expansive Fiskalpolitik mit Zinserhöhung reagieren, und damit den
Multiplikator verkleinern.
Ob der Policy-Mix
(Geld- und Fiskalpolitik) angemessen ist, mag dahin gestellt seit. Es ist eine Angelegenheit für eine
Debatte, erklärt Dillow.
Fazit: Dieselbe Multiplikatorwirkung
fiskalpolitischer Massnahmen gilt nicht für alle Zeiten und alle Länder.
Multiplikatoren können höher oder niedriger über die Zeit und für die Länder sein.
(*)
Der fiskalische Multiplikator gibt an, wie sich
das BIP auf veränderte Staatsausgaben (oder Einnahmen) für einen bestimmten
Zeitraum verändert.
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