Die Bedeutung der Preisstabilität für die makroökonomische Stabilität und
ein nachhaltiges Wirtschaftswachstum ist in modernen Zentralbanken
unbestritten. Das gilt natürlich sowohl für zu hohe als auch für zu niedrige
Inflation.
Vor diesem Hintergrund unterstreicht Peter
Praet in einem gestern in Rom gehaltenen Referat, dass die verlängerte
Periode der Niedriginflation die Risiken erhöht hat: Die Unterbietung der
Zielinflationsrate könnte persistent werden, warnt der Chefvolkswirt der EZB.
Die Gewährleistung der Preisstabilität für ein nachhaltiges Wachstum reicht
aber nicht aus. Andere Vorgehensweisen („other
policies“) müssen auch ihre Rolle spielen, sagt das
EZB-Direktoriumsmitglied weiter und bekräftigt die Notwendigkeit eines besseren
Policy-Mix.
Das hört sich im Grunde genommen wie ein Appel an die Politik, den Einsatz
von Fiskalpolitik (wie auch immer gestaltet) ernsthaft in Erwägung zu ziehen,
weil die Geldpolitik an der Nullzins-Grenze (zero lower bound) an Wirksamkeit verliert, die
gesamtwirtschaftliche Nachfrage anzukurbeln und dadurch für die Vollbeschäftigung zu sorgen.
Euro-Raum: Inflationserwartungen gemessen an Inflation-Swaps, Graph: Peter Praet, ECB
in: „ECB’s fight against low inflation: reasons and consequences“, April 4,
2016, Rome
Praet betont zwar, dass die EZB weiter am lockeren Kurs der Geldpolitik
festhalten will. Aber der bisher angewandte Ansatz scheint nicht besonders
erfolgreich zu sein, wie die folgende Abbildung nahelegt.
Euro-Raum: Wachstumserwartungen auf fünf Jahre hinaus, Graph: Peter Praet, ECB in: „ECB’s
fight against low inflation: reasons and consequences“, April 4, 2016, Rome
Und die Produktionslücke (output gap) bleibt im Euro-Raum weit geöffnet.
Euro-Raum: Produktionslücke (output gap), Graph: Peter Praet, ECB in: „ECB’s
fight against low inflation: reasons and consequences“, April 4, 2016, Rome
Die Wirtschaft in der Eurozone steckt also weiterhin in einer
Liquiditätsfalle. Wichtig ist, anzuerkennen, dass die Verwirrung darüber aus
einem einfachen Grund entsteht: Die Liquiditätsfalle-Ökonomie (depression economics) ist für viele
Menschen (einschliesslich Ökonomen) nicht-eingängig (counterintuitive), wie Paul Krugman in seinem
Blog beschreibt.
Und so setzt die EZB die QE-Politik (glücklich) bis ans Ende ihrer Tage.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen