Der annualisierte Konsumentenpreis-Index (CPI
y-o-y) sinkt und bleibt hartnäckig unter dem langfristigen Durchschnitt, in den
USA seit 2012 und in Europa seit 2009.
Es wäre grundsätzlich nicht falsch, den
Langzeitdurchschnitt oder den Median-Wert als Proxy zu verwenden, um die
folgende Abbildung zu präsentieren, schreiben Analysten von Morgan Stanley in einer am Montag
vorgestellten Studie.
Und Inflationserwartungen gemessen an sog.
Breakeven-Sätzen bieten dabei eine gute Metrik darüber, wo die Märkte die
Inflation in Zukunft sehen.
Was auffällig ist, dass die EZB die eigene
Zielinflationsrate inzwischen seit mehr als 3,5 Jahren unterläuft. Der
demographische Verlauf mag dabei auch eine Rolle spielen. Aber die wesentlichen
Determinanten dieser Entwicklung sind sicherlich die Ansätze wie EU-Fiskalpakt,
Schuldenbremse und die „Schwarze-Null“-Politik.
Und es kann nicht genug betont werden, wie
stumpfsinnig es ist, zu argumentieren, dass die Ausgaben heute gesenkt werden
müssen, weil die Einnahmen der öffentlichen Hand wegen der langsam wachsenden
Wirtschaft nicht mehr sprudeln.
Diesem Gedanken liegt das fehlgeleitete Konzept
zugrunde, den Staat wie ein Unternehmen zu betrachten; also die Sichtweise, bei jeder Gelegenheit von der „Schweiz AG“ oder „Deutschland AG“ zu reden. Das ist natürlich ein
Trugschluss der Verallgemeinerung.
Der Verbraucherpreis-Index (CPI) in Europa, Graph: Morgan Stanley
Einzelwirtschaftlich richtige Zusammenhänge
lassen sich nicht blindlings auf die gesamtwirtschaftliche Ebene übertragen. Denn
Angebot und Nachfrage als Aggregat sind gesamtwirtschaftlich voneinander nicht unabhängig.
Der private Haushalt kann durch Sparen vorsorgen,
indem er weniger ausgibt als einnimmt. Dann muss aber in anderen Sektoren mehr
ausgegeben als eingegeben werden, (wo der Staat und die Unternehmen ins Spiel
kommen), weil die Wirtschaft sonst nicht funktionieren kann.
Wenn alle versuchen, zu sparen, dann nimmt das
Wachstum ab und die Wirtschaft schrumpft. Die Zinsen fallen gegen Richtung null
Prozent. Und die Inflation sinkt.
Es ist daher bizarr, eine Wirtschaftspolitik (Haushaltskonsolidierung
bei fehlender Inflation und stagnierenden Löhnen) zu unterstützen und sich dann
über Niedrigzinsen zu ärgern.
Im gegenwärtigen Umfeld der Wirtschaft ist es folglich
abwegig, auf die Schuldenbremse zu pochen. Ganz im Gegenteil: Es ist Zeit, mit Zinsen nahe Null den
fiskalpolitischen Spielraum zu nutzen, um die Nachfrage zu stützen und die
Wirtschaft anzukurbeln, damit die Beschäftigung zunimmt.
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