Der Markt-Wert der Anleihen mit Negativ-Rendite
ist inzwischen die zweite Woche in Folge geschrumpft. Gegenwärtig beträgt der
gesamte Wert 10'400 Mrd. USD (10,4 Billionen USD).
Seit dem 30. September hat sich der Wert der festverzinslichen
Anleihen mit einer Rendite weniger als Null Prozent um 13% verringert, wie Bloomberg meldet.
Japan hat einen Anteil von
51% daran; rund 44% entfällt auf West-Europa
(Deutschland, Frankreich, die Niederlande, Spanien, Belgien und Italien). Der
Anteil der USA (22 Mrd. USD) beläuft
sich auf 0,2%, d.h. weniger als die Hälfte des britischen Anteils (50 Mrd. USD)
Der Markt-Wert der Anleihen, die mit einer Negativ-Rendite
gehandelt werden, beläuft sich weltweit zur Zeit auf 10'400 Mrd. USD, Graph: Bloomberg
Die genannten Summen umfassen sowohl
Neu-Emmission als auch Anleihen, die so gehandelt wurden, dass die Rendite
unter die Null-Marke gefallen ist. Der Bloomberg
Barclays Globale Aggregate Index hat eine Marktkapitalisierung von rund
47'000 Mrd. USD und schliesst auch Investment-Grade (IG) Anleihen aus 24
Industrie- und Schwellenländern.
Die Länder-Beteiligung am gesamten Wert der
weltweit mit einer Negativ-Rendite gehandelten Anleihen, Graph: Bloomberg
Weniger als ein Zehntel der mit einer
Negativ-Rendite gehandelten festverzinslichen Papiere wurde von Unternehmen
ausgegeben, durch Unternehmensanleihen und verbriefte Schuldtitel (securitized debt).
Der Löwenanteil der Anleihen, die mit einer
Negativ-Rendite gehandelt werden, entfällt auf Staatspapiere, Graph: Bloomberg
Der Benchmark-Index enthält keine Anleihe mit
einer Laufzeit von weniger als ein Jahr, die gewöhnlich niedrigere Rendite
aufweisen, sodass der Wert von vielen kurzfristigen Anleihen mit Negativ-Rendite
nicht gezählt wird.
Erwähnenswert ist in diesem Zusammenhang die
Verstimmung der vielen einflussreichen Interessen- und Meinungsbildner, die die
extrem niedrigen Zinsen von heute nicht aushalten können. Und sie sind sich
einig darin, wer schuld ist: Zentralbanken.
Zuletzt hat Theresa
May, die britische Premierministerin darauf gedrungen, dass die Bank of
England (BoE), die britische Zentralbank die Geldpolitik strafft.
Ben Broadbent, der stellvertretende Gouverneur
der BoE hat nicht lange gefackelt und kurz darauf hingewiesen, dass die
langfristigen Zinsen bereits seit einem Vierteljahrhundert fallen.
Auf den ersten Blick orientieren sich die
Zentralbanken nur an den realen Wirtschaftskräften und berücksichtigen die jüngste
Nachfrageschwäche, die durch die Finanzkrise von 2008 ausgelöst wurde und der
ein übermässiger Aufbau von Schulden im Privatsektor vorausgegangen war, wie Martin Wolf in seiner Kolumne in FT
darlegt.
Ein Anzeichen für diese Nachfrageschwäche ist die Beharrlichkeit der Überschüsse in den Finanzierungssalden der privaten Haushalte und der Unternehmen, z.B. in Japan und Deutschland, trotz der extrem niedrigen Zinsen.
Einer der öfters zitierten Vorwände gegen die
gegenwärtige Geldpolitik der Zentralbanken ist das ärgerliche Heulen darüber,
dass die Niedrigzinsen die Geschäftsmodelle von Banken und
Versicherungsgesellschaften untergraben, das Einkommen der Sparer senken, die
Rentensysteme in die Insolvenz treiben, die Vermögenspreise über Gebühr steigen
lassen und die Ungleichheit verschlimmern.
Die Geldpolitik hat zwar, wie Mark Carney, BoE-Präsident bemerkt,
Verteilungsfolgen. Es liegt aber an der Regierung, die Wogen zu glätten. Ob die britische Regierung zum Ausgleich Fiskalpolitik
einsetzt, ist jedoch zweifelhaft.
Die Niedrig-Zinsen sind in der Tat dazu bestimmt,
die Last der Schulden zu erleichtern und die Kreditaufnahme zu stützen sowie
Ausgaben zu fördern. Wenn aber die Regierungen sich mit diesem Mechanismus
nicht anfreunden können, dann sollen sie Investitionen im Privatsektor durch
Investitionen der öffentlichen Hand ersetzen, dadurch dass sie im Idealfall in
die Infrastruktur investieren.
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