Niedrigzinspolitik der EZB steht v.a. in Deutschland heftig in der Kritik. Die EZB wird insbesondere von populistischen Protagonisten stark getadelt. Opfer der EZB-Geldpolitik seien deutsche Sparer, lautet die Behauptung öfters.
Manche populistischen Kritiker reden sogar von „Enteignung
der Sparer“. Es ist allerdings ein offenes Geheimnis, dass die Sorge um die
Inflation in Deutschland eine Art „politische Währung“ ist.
Ein Blick auf die realen Zinssätze (bereinigt um
die Inflation) zeigt ein klares Bild, wie Bloomberg mit dem folgenden Chart unterstreicht: Es hat wenig mit der EZB zu tun.
Seit 1968 (seither wird die Datenreihe von der
Bundesbank geliefert) waren die realen Zinsen in Deutschland in
309 Monaten negativ
209 Monaten positiv
58 Monaten null
Mit anderen Worten verloren deutsche Sparer in
den meisten der letzten 48 Jahren Geld.
Der Verlauf der Realzinsen in Deutschland, Graph: Bloomberg
Der durchschnittliche Realzins war in diesem
Zeitraum in der Tat negativ: minus 0,16%.
Mario Draghi hat vor rund zwei Wochen vor dem
Europa-Ausschuss des Bundestages gesagt, dass die EZB das einzig Richtige tue.
Er verstehe, dass die Menschen Bedenken haben. Aber Deutsche seien nicht nur
Sparer.
Was ein privater Haushalt durch niedrige Zinsen
auf Bankguthaben einbüsst, spart er vielleicht durch geringere Kreditzahlungen für
sein Haus, so EZB-Präsident.
Niedrige Zinsen sind ein Symptom der zugrundeliegenden
Wirtschaftssituation. Reflektiert werden damit langfristige Wachstumstrends.
Was für die Sparer zählt, ist aber nicht der nominale, sondern der reale Zinssatz,
der inflationsbereinigte Nominalzins.
Für einen Anstieg der langfristigen Zinsen sind
Konsum und Investitionen erforderlich, um Wachstum und Produktivität zu
steigern. Mit Lohnmässigung kann aber der private Verbrauch nicht animiert werden.
Damit ist es nicht besonders erstaunlich, dass angesichts der fehlenden
Absatzaussichten auch Investitionen von Unternehmen zurückbleiben.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen