Das US-Finanzministerium
vertritt im vergangene Woche veröffentlichten Bericht über die Devisenpolitik der wichtigsten Handelspartner der USA die Ansicht, dass Deutschland nach wie vor über einen
erheblichen fiskalpolitischen Spielraum verfügt, um die Nachfrage zusätzlich zu unterstützen. Deutschland könnte demnach auch Massnahmen ergreifen, um die private
Investitionen zu fördern, die die Nachfrage animieren würden.
Da Deutschland sowohl einen signifikanten bilateralen
Handelsbilanzüberschuss mit den USA hat als auch einen
Leistungsbilanzüberschuss weit über der materiellen Schwelle aufweist, steht es
auf der sog. „Monitoring List“, die
das US-Finanzministerium im April präsentiert hat.
Eine Volkswirtschaft wird in die
Überwachungsliste hinzugefügt, wenn sie zwei der drei Kriterien erfüllt. Und
sie bleibt auf der Liste für mindestens zwei aufeinander folgenden Berichten,
um sicherzustellen, dass Verbesserungen in Performance gegenüber den genannten Kriterien
dauerhaft sind und nicht aufgrund von vorübergehenden einmaligen Faktoren
erfolgen.
Derzeit stehen ausser Deutschland, auch China,
Japan, Korea, Taiwan und die Schweiz
auf der „Monitoring List“, wobei keine der erwähnten Volkswirtschaften alle drei
Kriterien erfüllt, weshalb das amerikanische Schatzamt keine verstärkte Analyse
über das jeweilige Land durchführt.
Leistungsbilanzüberschuss, Graph: US-Finanzministerium in: Oct 2016 Report
Der Bericht untersucht die Entwicklungen der internationalen
Wirtschafts- und Währungspolitik und wird dem US-Kongress vorgestellt. Das
amerikanische Schatzamt legt der Analyse der Wechselkurse und der
export-orientierten Wirtschaftspolitik im Wesentlichen drei Kriterien zugrunde.
USD hat sich in der ersten Jahreshälfte 2016 um
ca. 4% gegenüber den Währungen der fortentwickelten Volkswirtschaften
abgewertet, Graph: US-Finanzministerium
in: Oct 2016 Report
Untersucht werden, ob (1) ein erheblicher
bilateraler Handelsbilanzüberschuss mit den USA vorliegt, (2) ein erheblicher
Leistungsbilanzüberschuss gegeben ist, und (3) ob der jeweilige Handelspartner
der USA eine anhaltende einseitige Interventionspolitik am Devisenmarkt
verfolgt.
Die Kritik an der Schweiz hört sich allerdings etwas
milder an: Die wirtschaftspolitische Situation der Schweiz zeichnet sich so
aus, dass sie einen relativ geringeren Bestand an inländischen Vermögenswerten hat,
was die geldpolitischen Optionen zur Bewältigung einer anhaltenden Deflation im
Zusammenhang mit signifikanten Kapitalströmen („sicherer Hafen“) begrenzt, urteilt
das US-Finanzministerium.
Devisenmarkt-Interventionen (geschätzt) der SNB pro Quartal, Graph: US-Finanzministerium in: Oct 2016
Report
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