Die folgende Abbildung (das jährliche
Lohnwachstum im Euro-Raum) zeigt im Grunde genommen deutlich erkennbar, warum
die wirtschaftliche Erholung in Europa nicht vom Fleck kommt.
Denn das Wachstum braucht Konsum und
Investitionen als Antriebskräfte. Wenn die Löhne gedrückt werden, gibt es weder
genügend Konsum noch Investitionen.
Die von Berlin seit 1999 geförderte und nun für
den Rest der Eurozone geforderte Lohnmoderation (*) bleibt aber in der öffentlichen
Diskussion leider nur eine Randerscheinung.
Zur Erinnerung: Deutschland hat das nominale
Lohnwachstum jahrelang unter dem Niveau der anderen Kernländer der Eurozone
gehalten und damit einen grossen Wettbewerbsvorteil errungen.
Dies hatte eine Reihe von Konsequenzen; die
vielleicht wichtigste ist, dass die deutsche Wirtschaft, v.a. der Arbeitsmarkt
den schweren konjunkturellen Einbruch im Sog der Finanzkrise von 2008 relativ gut verkraftet hat.
Es überrascht nicht, dass hinter der jahrelangen
deutschen Lohnmoderation als Theorie die neoklassische
Schule steht, wonach die Arbeitslosigkeit durch zu hohe Löhne entstehe und
durch Lohnmoderation und Lohnkürzungen gesenkt werden könne.
Das Lohnwachstum (auf Jahresbasis) im Euro-Raum, Graph: Morgan Stanley
Um zu zeigen, dass der dargelegte Ansatz
grundfalsch, ist, bedarf es nicht einmal eines spezifischen Wirtschaftsmodells.
Denn der Lohn ist nicht nur ein Kostenfaktor für
das Güterangebot, sondern zugleich auch ein Einkommen und daher wichtig für die
Güternachfrage. Und von der Güternachfrage hängt bekanntlich auch die Nachfrage
nach Arbeitskräften (Beschäftigung) ab.
Das Stichwort „Lohnerhöhung“ kommt aber in den
wirtschaftspolitischen Massnahmen nicht vor, wie Werner Vontobel in einem lesenswerten Eintrag in Makroskop mit Bedauern festhält. Die politischen
Entscheidungsträger reden lieber von Strukturreformen (Angebotsseite).
Dabei hängt die Konsumneigung in erster Linie vom
Geld ab, das man in der Tasche hat. Und die Unternehmen investieren nicht, wenn
es mit der Nachfrage der Verbraucher hapert, um es kurz zu schildern,
Es reicht daher nicht, nur die einseitige
Einkommensverteilung anzusprechen. Wir müssen mehr über Lohnerhöhungen reden,
so Vontobel weiter. Schliesslich entsteht die Einkommensverteilung v.a. am
Arbeitsmarkt.
(*) Die Lohnmoderation war im Wesentlichen ein expliziter
Versuch, den realen Wechselkurs intern zu entwerten, wie Peter Bofinger erläutert.
„Intern“
insofern, weil man die Gemeinschaftswährung hat, also keine eigene
Landeswährung, die hätte abgewertet werden können.
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