OK, zugegeben; das ist eine Fangfrage. Denn die
Welt verschuldet sich überhaupt nicht. Die Welt hat ja niemanden, mit dem sie
Handel betreiben könnte.
Bei wem soll sich die Welt verschulden? Die Schulden
der Welt sind Null, immer Null, zu jeder Sekunde genau gleich Null, wie Heiner Flassbeck im Sommer im Rahmen
einer Veranstaltung in einem Referat hervorgehoben hat.
Bemerkenswert ist aber, dass der WEF uns gestern auf Twitter auf ein paar Abbildungen aufmerksam machen will, die angeblich zeigen, wie die Schulden
der Welt zuletzt gestiegen sind. Es soll ganz schlimm um die Welt bestellt
sein.
Das ist aber absurd. Sehenswert ist hingegen die
folgende Abbildung: Finanzierungssalden (*) der Wirtschaftssektoren, die Sparen
und Verschulden der ganzen Welt darlegt. Und wichtig ist zu betonen, dass es
sich dabei um keine Theorie handelt, nicht einmal eine Meinung, sondern reine
Buchhaltung.
Aus dem Chart geht hervor, dass die privaten
Haushalte und Unternehmen Netto-Sparer sind: sie haben einen Überschuss (seit
praktisch 2000). Und nur das Ausland liegt im Defizit. Die Kurven addieren sich
zu Null.
Finanzierungssalden der Wirtschaftssektoren in
Deutschland, Graph: Heiner Flassbeck
in Makroskop
Wenn nun die Regierung von Frau Merkel sagt, dass
alle sparen müssen, ergibt sich keinen Sinn. Alle müssen wie Deutschland
werden, so Wolfgang Schäuble, der Bundesfinanzminister. Das ist auch Unsinn.
Es ist nämlich unmöglich. Irgendjemand muss sich
verschulden. Denn ohne die blaue Kurve (Wert: 250 Mrd. EUR) gibt es die anderen
Kurven nicht. Denn sie addieren sich, wie gesagt, zu Null.
Es ist einfach, zu sagen, dass der Staat sparen
soll. Wer soll aber die Schulden machen? Solange Menschen versuchen, zu sparen,
muss jemand sich verschulden. Sonst gibt es kein Sparen. Niemand kann weniger
verbrauchen als produzieren (d.h. sparen), wenn kein anderer mehr verbraucht
als produziert (d.h. sich verschulden). Daraus folgt, dass Sparen ohne
Verschulden unmöglich ist.
Und was ist so schlimm, wenn der Staat sich verschuldet,
wo die Zinsen gerade Null sind oder sogar negativ?
Der WEF schreibt noch, dass eine expansive
Fiskalpolitik in guten Zeiten oft Ausgabenkürzungen in schlechten Zeiten
erzwinge. Das trifft auch nicht ganz zu, weil es die sog. „guten Zeiten“ nicht mehr gibt. Die Unternehmen sind
unterdessen so mächtig, dass man sie nicht zwingen kann, die Ersparnisse aufzunehmen
und zu investieren. Deshalb entfällt die Rolle auf den Staat, im Notfall mit
Investitionen die gesamtwirtschaftliche Nachfrage zu animieren, wo es heute bitter nötig ist.
(*) Richard
Koo erklärt die Finanzierungssalden im makroökonomischen Sinne in seinem
lesenswerten Buch ("The Escape from
Balance Sheet Recession and the QE Trap") ausführlich.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen