Die Fed will die Zinsen erhöhen. Die Fed will die
Zinsen nicht erhöhen. Kräht der Hahn auf dem Mist, ändert sich das Wetter oder
bleibt wie’s ist.
Etwa so werden die Äusserungen der verschiedenen Fed-Gouverneure
seit Jahresbeginn interpretiert, angedeutet und ausgelegt, ob der nächste Schritt
der US-Notenbank eine Zinserhöhung wird oder nicht.
Nun hat Fed Gouverneurin Lael Brainard in einem beachtenswerten
Referat („The New Normal und What it Means for Monetary Policy“) am Montag Vorsicht in Bezug auf eine Straffung der Geldpolitik
empfohlen.
Die im FOMC stimmberechtigte Notenbankerin hat damit die
Erwartung gestützt, dass eine Zinserhöhung durch die Fed im September
unwahrscheinlich ist.
Die Warnung vor einer zu frühen Straffung der
Geldpolitik hat u.a. dazu beigetragen, dass die Laufzeitprämie (term premium) am Markt für
US-Staatsanleihen gesunken ist.
Frau Brainard hat im Wesentlichen auf fünf
Aspekte hingewiesen, um zu zeigen, warum Vorsicht (prudence) geboten ist:
Das implizite secular
stagnation-Szenario verhärtet sich mit den tiefen und anhaltenden
Rezessionen und geldpolitisch einer zögerlich handelnden Fed, Graph: Morgan Stanley
Die Märkte preisen vor diesem Hintergrund einen
fallenden langfristigen neutralen nominalen Fed Funds Rate ein: mittlerweile unter 1,5%.
(1) Die Inflation verläuft seit mehreren Jahren unter dem Zielwert der Fed,
(2) Die Flaute an den Arbeitsmärkten ist grösser als bisher erwartet,
(3) Die Entwicklung der Volkswirtschaften in anderen Ländern ist auch für den US-Ausblick wichtig,
(4) Der neutrale Zinssatz (neutral rate) bleibt wahrscheinlich noch länger sehr niedrig,
(5) Die geldpolitischen Optionen sind asymmetrisch.
Zur Erinnerung: Die Fed hatte im Dezember 2015 erstmals
seit 10 Jahren den Schlüsselsatz (Fed Funds Rate), zu dem die Banken sich
untereinander Geld leihen, erhöht und weitere 4 Zinsschritte (um jeweils 0,25%)
im Verlauf des Jahres 2016 in Aussicht gestellt.
Der Verlauf der Rendite der 10-jährigen
Staatsanleihen im Vergleich, Graph:
FastFT
Eine Straffung der Geldpolitik scheint aber heute (noch) weniger zwingend, wie Brainhard festhält.
Realrendite der US-Staatsanleihen mit 10 Jahren
Laufzeit und Laufzeitprämie (term premium),
Graph: Morgan Stanley
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