Trotz der Bemühungen der BoJ und EZB durch
umfangreiche Anleihekaufprogramme, das Wirtschaftswachstum zu animieren und
Inflation anzuheizen, gab es im Allgemeinen Bedenken im ganzen Sommer lang über
das Ausmass der Rally am Bond-Markt. Obendrauf wurden von einigen
Fed-Gouverneuren in diversen öffentlichen Auftritten Signale gesendet, wonach die
Fed demnächst die Zinsen erhöhen müsste.
So kam es vergangene Woche zu einem Dammbruch am Markt für festverzinsliche Papiere. Die
Anleihepreise sind abgestürzt und die Renditen sind (vice versa) gestiegen. Die
Rendite der deutschen Staatsanleihen mit 10 Jahren Laufzeit ist nach 1 ½ Monaten
wieder über die Null-Marke hinausgeklettert.
Der Wert der Anleihen, die mit Negativ-Rendite
gehandelt werden, ist inzwischen nach Angaben von Tradeweb auf 12,6 Mrd. USD zurückgeschrumpft, wie FT berichtet.
Auch der Wert der Unternehmensanleihen am
europäischen Markt (EUR denominated corporate
bonds) hat sich unterdessen von 916 Mio. USD am 6. September auf 731 Mio.
USD verkleinert.
Die meisten Zentralbanken unterbieten das eigene Inflationsziel seit mehreren Jahren, Graph: Morgan Stanley
Unabhängig davon, welche Interpretation überwiegt und sachlich begründet sein mag, ist es wichtig, die Entwicklung am
Bond-Markt weiterhin im Fokus zu behalten.
Asset Correlation weist zur Zeit einen sehr hohen Wert auf, Graph: Morgan Stanley
Natürlich ist es bei rekordniedrigen
Laufzeitprämien (term premia) nicht
schwer, anzunehmen, dass das Aufwärtspotential für die Renditen im Vergleich
zum Abwärtspotential derzeit grösser ist als sonst, was im Grunde genommen auch
die Reaktion in den Märkten auf die jüngsten Meldungen der BoJ (keine Anleihe-Käufe mehr am langen Ende der Ertragskurve) und der EZB (keine nähere Präzisierung, was ab
März 2017 geschieht) erklärt.
Die Rendite der 10-jährigen deutschen Bundesanleihen, Graph: FastFT
Der Anstieg der Rendite der Anleihen wird aber
durch Inflationserwartungen nicht gestützt. Eine zu frühe Erhöhung der Zinsen
würde die Realrenditen steigen lassen und damit auf dem Wirtschaftswachstum
lasten. Das kann heute von der verantwortungsbewussten Notenbank auf die leichte Schulter genommen werden.
Die Dot-Chart der US-Notenbank; die Dots fallen
weiter zurück, Graph: Morgan Stanley
Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat gestern auf der geldpolitischen Lagebeurteilung die eigene Inflationsprognose nach unten revidiert. Das deutet darauf hin, dass bald mit keiner Änderung des geldpolitischen Kurses zu rechnen ist. Es herrscht weiterhin eine Depression-ähnliche Stimmung vor.
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