Die Rendite der deutschen Staatsanleihen mit 10
Jahren Laufzeit hat am Freitag ins Plus gedreht. Damit liegt die Rendite erstmals
seit Mitte Juli wieder im positiven Bereich.
Der Auslöser war wahrscheinlich der Standpunkt
der EZB auf der Pressekonferenz am Donnerstag, die geldpolitische Lockerung
vorerst nicht weiter voranzutreiben. Auch die Fed hat am Freitag angedeutet,
die Zinsen früher als bislang erwartet anzuheben.
Nach dem Einbruch an der Wall Street am Freitag
fallen nun am Montag die Aktienkurse auch an den meisten Börsenplätzen Europas.
Die Entwicklung zeigt im Grunde genommen, dass
ein vorbeugender Ansatz der Geldpolitik zu viele Risiken trägt, z.B. durch eine Verschlechterung
der Wachstumsaussichten und durch einen Anstieg der Realzinsen, was
möglicherweise das Potential hat, Druck auf den Preis der riskanten Anlagen
(sprich: Aktien) zu setzen.
Die Rendite der deutschen Bundesanleihen mit 10
Jahren Laufzeit klettert wieder über die Null-Marke, nach 1 ½ Monaten, Graph: Bloomberg
Eine Vielzahl von Analysten ist sich einig, dass
die Aktienmarkt-Rally bisher von den niedrigen Anleiherenditen gestützt wurde. Der Anstieg
der Renditen ist daher in Abwesenheit von höheren Erträgen kein gutes Zeichen
für die Risikopapiere (risky assets), wie
Morgan Stanley in einer Analyse heute unterstreicht.
Wenn man bedenkt, dass die Aktien in den
fortentwickelten Märkten (DM) mit
einem Aufschlag im Vergleich zu den sog. Schwellenmärkten (EM) gehandelt werden, wird es augenfällig, dass die Vermögenswerte
in den Industrieländern einem gewissen Risiko ausgesetzt werden, wenn die Anleihepreise
fallen.
Die Renditen werden aber nicht nur durch die
anhaltende Fed-Debatte über die Zinspolitik getrieben. Der Startschuss des
Rendite-Anstiegs ist vor Kurzem in Japan gefallen.
In Japan findet derzeit eine lebhafte Debatte über
die Verbundenheit zwischen der Profitabilität des Finanzsektors und der Deflation
statt, wie Morgan Stanley weiter
berichtet.
Die Idee ist, dass der Finanzmarkt, wenn man die
Risikofähigkeit des Sektors (via stimulus by the BoJ) unterstützt, angespornt würde, das Kapital in höhere Produktivität zu
lenken.
Dem Ansatz nach verstärkt die schwache Beschaffenheit
des Banken-Sektors seit geraumer Zeit die deflationären Tendenzen, wenn sie sie
nicht gänzlich ausgelöst hat. Daher würde eine steilere (*) Ertragskurve (yield curve) Banken und
Versicherungsgesellschaften zu Gute kommen, die eigene Ertragssituation zu verbessern.
Die globalen Spillover-Effekte
wären aber ohne Zweifel kontraproduktiv. Denn wenn v.a. die Idee dazu dienen
soll, Zinserhöhungen durch die Zentralbanken im gegenwärtigen Umfeld der Wirtschaft
zu rechtfertigen, dann ist äusserste Vorsicht geboten.
Secular
Stagnation stellt derzeit in der Tat ein reales Risiko dar. Angesichts der
Nachfrageschwäche, der Niedriginflation, der anhaltenden Produktionslücke und der Unterbeschäftigung drängt sich zurzeit keine geldpolitische Straffung auf.
Die Rendite der britischen Staatsanleihen mit 10
Jahren Laufzeit ist auf 0,89% gestiegen, Graph:
FastFT
(*)
Die BoJ hat offenbar aus diesem Grund den Ankauf der längerfristigen Wertpapiere am offenen Markt eingestellt, weil durch die
QE-Politik (Verkauf von kurzfristigen Papiere versus Kauf von langfristigen Papieren)
die Rendite-Kurve sich in Japan zuletzt stark verflacht hatte.
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