Mensch! Policy
Mix scheint das Gebot der Stunde zu sein. Der Ansatz, dass die
Wirtschaftspolitik sich am optimalen Einsatz von Geld- und Fiskalpolitik orientieren
soll, rückt allem Anschein nach immer stärker in den Fokus der meisten
Regierungen.
Gavyn Davies berichtet in seiner Kolumne bei FT, dass laut JPMorgan’s Schätzungen in den meisten
Industrieländern in den kommenden Jahren mit einer Lockerung der restriktiven
Fiskalpolitik zu rechnen ist.
Gemessen am strukturellen Haushalt (structural budget balance) erwartet die
amerikanische Investmentbank eine Entspannung um 0,2% des BIP in diesem und im
kommenden Jahr.
Die Wirksamkeit der Austeritätspolitik, die im
Jahr 2013 die Spitze erklommen hatte, und am Ende des vergangenen Jahres abzuklingen
begann, wird inzwischen von immer mehr Analysten in Zweifel gezogen.
Die Pläne, demnächst so rasch wie möglich von
einem kombinierten Einsatz von Geld- und Fiskalpolitik Gebrauch zu machen, um
die Vollbeschäftigung wiederherzustellen und die Wirtschaft zu „normalisieren“,
sind v.a. in China und Japan am auffälligsten.
Aber auch in Grossbritannien, den USA und sogar
in der Eurozone gibt es laut Davies Anzeichen von Bemühungen, zumindest
Investitionen in die Infrastruktur zu beschleunigen.
Der strukturelle Haushalt in den
Industrieländern, Graph: JPMorgan via
Gavyn Davies in FT
Das Lehrbuch legt nahe, dass Geld und Bonds
nahezu perfekt austauschbar sind, wenn die nominalen Zinsen nahe Null liegen (zero lower bound). Das heisst, dass die
konventionelle Geldpolitik an der Nullzins-Grenze an Zugkraft verliert und es
kein crowding-out gibt. Und die
fiskalischen Multiplikatoren sind deutlich höher (ca. 1.5%) als sonst (ca. 0.5%).
Die Auswirkungen auf das BIP-Wachstum hängen
davon ab, wie die Geldpolitik sich verhält, während der fiskalpolitische Kurs
gelockert wird. Eine Straffung der Geldpolitik beispielsweise wäre kontraproduktiv. Zur
Erinnerung: Die US-Notenbank deutet eine Zinserhöhung an.
Die geplante Fiskalpolitik könnte gestützt auf
eine akkommodierende Geldpolitik dazu beitragen, dass der sog „r“-Stern (r*),
d.h. der neutrale Gleichgewichtszins wieder ansteigt und damit auch die Wirksamkeit
der (unkonventionellen) Geldpolitik verstärkt. Das heisst, dass die Investitionen
die Ersparnisse übersteigen.
In der realen Welt kommt es aber auf die
Politiker als Entscheidungsträger an. Ob sie alle Trugschlüsse und ideologische
Dogmatik über Bord werfen und zur Vernunft kommen, steht auf einem anderen
Blatt.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen