Freitag, 29. April 2016

Scheinheilige Politik und EZB als Sündenbock

Aus Deutschland hagelt es Kritik an der gegenwärtigen Geldpolitik der EZB. Die deutschen Sparer werden enteignet und Mario Draghi ist schuld daran, weil er die Zinsen nicht erhöht, so die Klagen.

EZB-Präsident hat neulich in einem lesenswerten Interview mit dem Bild aus Deutschland dazu Stellung genommen. Auf die Frage, wann die Zinsen wieder steigen werden, gibt Draghi eine deutliche Antwort:

„Es ist ganz einfach: Wenn die Wirtschaft wieder etwas stärker wächst und die Inflation wieder näher dem Zielwert der EZB kommt“.

Die Zinsen sind niedrig, weil das Wirtschaftswachstum niedrig ist. Und auch die Inflation ist zu niedrig. Das ist ein Faktum:

Die EZB unternimmt, was sie kann, um das Wachstum anzukurbeln. Aber die Austeritätspolitik hat bisher alle Bemühungen gebremst, schreibt The Economist aus London: 

Wenn Wolfgang Schäuble höhere Zinsen für deutsche Sparer wünscht, soll er anfangen, die Ausgaben zu erhöhen. Die deutsche Regierung verkündet aber stattdessen einen höheren Haushaltsüberschuss.


Euro-Raum Inflation, Graph: The Economist



Die Zurückhaltung würde man verstehen, wenn es für Deutschland schwierig wäre, gute Investitionsmöglichkeiten zu finden. Deutschland leidet aber seit Jahrzehnten unter niedrigen Ausgaben für die Infrastruktur, erklärt The Economist weiter. Die Investitionen in den Kommunen und Gemeinden wurden seit 1991 beinahe halbiert.

Wenn die Politiker einen Sündenbock für die Niedrigzinsen suchen, die den Sparern zu schaffen machen, dann sollen sie besser in den Spiegel schauen anstatt die EZB zu verteufeln, unterstreicht das britische Magazin als Fazit.


PS:

Die jährliche Inflation im Euro-Raum ist auf -0,2% gesunken, wie Eurostat, das statistische Amt der EU mit Sitz in Luxembourg heute meldet.















1 Kommentar:

CGB hat gesagt…

Hinweis, siehe auch Anmerkungen 1-5: https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:EU_Euro-Zone_-_Disinflation_2011-2015.png