Montag, 6. Januar 2014

Primäre Haushaltsdefizite im Euro-Raum

Die EU steuert 2014 im Nachspiel des fiscal drag auf eine Stagnation zu. Dennoch gehen manche Analysten davon aus, dass die EZB die „fragile Erholung“ der Wirtschaft unterstützen werde.

Hoffnung schöpfen sie daraus, dass der durch die harsche Austeritätspolitik ausgelöste Druck auf die öffentlichen Haushalte nachlassen werde. Wie der folgenden Abbildung zu entnehmen ist, haben sich die primären Haushaltsdefizite inzwischen deutlich zurückgebildet.

Griechenland und Italien weisen unterdessen einen Überschuss auf. Es handelt sich dabei um den Finanzierungssaldo ohne Zinszahlungen auf den Schuldenstand.



Primary Balance: Haushaltssaldo vor Zinszahlungen im Euro-Raum, Graph: ZKB in DMO

Positiv ist die Entwicklung, dass die Renditeaufschläge (spreads) für italienische und spanische Staatsanleihen mit 10 Jahren Laufzeit gegenüber deutschen Staatsanleihen gesunken sind.


Rückgang der Renditeaufschläge an der EU-Peripherie am Beispiel von Italien und Spanien, Graph: ZKB in DMO

Exkurs:

Ein Beispiel für den Primärüberschuss (Haushaltssaldo vor Zinszahlungen)

Wenn
das Wirtschaftswachstum: 2%,
der Zinssatz: 6%,
die Schuldenstandsquote (debt-to-GDP): 120% sind,
dann ergibt sich daraus ein Primärüberschuss von 4,8%

((6-2)x120)/100 = 4,8%
Das heiss, dass ein Primary Balance von 4,8% erforderlich ist, um den Schuldenstand des betreffenden Landes auf dem jetzigen Niveau stabil zu halten. Das Land braucht jedoch höhere Überschüsse, um Schulden abzubauen.

Ob ein Schuldenstand nachhaltig ist, hängt nicht allein von der Höhe der Schulden ab, sondern auch von den Zinsen und dem Wirtschaftswachstum, wie Wolfgang Münchau erklärt. Wenn die Wirtschaft schneller wächst als die Schulden, geht die Schuldenquote zurück. 

Denn die Schuldenquote ist mathematisch gesehen ein Bruch. Schulden können durch (a) Inflation, (b) Haushaltskonsolidierung und (c) Wirtschaftswachstum abgebaut werden. Die US-Schuldenquote wurde nach dem Zweiten Weltkrieg wegen des hohen Wachstums schnell wieder abgebaut.

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