Donnerstag, 30. Januar 2014

Hebelwirkung im Finanzsektor und die Rolle der Zentralbanken

Die Führungskräfte von Big Banks wollen oft die Hebelwirkung (leverage) der eigenen Institution erhöhen.

Weil sie i.d.R. verschiedene Formen von Garantien und Subventionen durch die öffentliche Hand geniessen, wie z.B. Einlagensicherung und Zugang zur Finanzierung via Zentralbank zu vorteilhaften Konditionen, schreibt Simon Johnson in einem lesenswerten Artikel („The Temptation of the Central Bankers“) in Project Syndicate.

Darüber hinaus lassen sich die Bankmanager auf Basis der Eigenkapital-Rendite vergüten, was für die Banken unmittelbare Anreize schafft, möglichst viel Fremdkapital einzusetzen und hohe Risiken einzugehen.

Höhere Hebelwirkung erzeugt gesamtwirtschafliches Risiko, nicht zuletzt für das fiskalpolitische Gleichgewicht, wenn die impliziten Garantien eingelöst werden, erklärt der an der MIT Sloan lehrende Wirtschaftsprofessor. Es liegt daher auf der Hand, dass ein tieferes Leverage-Niveau die Anfälligkeit für Schocks wesentlich verringern würde.



José De Gregorio: How Latin America Weathered the Global Financial Crisis, Jan 2014, Peterson Institute International Economics

Der ehemalige Chefökonom des IMF empfiehlt dazu das neue Buch von José De Gregorio. Der Gouverneur der Zentralbank von Chile von 2007 bis 2011 füge sich Führungskräften von Banken und Finanzunternehmen nicht, so Johnson.

De Gregorio erläutert im  Besonderen, warum die lateinamerikanische Wirtschaft positiver als Asien, Europa oder die USA auf die jüngste globale Finanzkrise nachdem Ausbruch der Subprime-Katastrophe reagiert hat.

Lateinamerikas BIP ist heute drei Jahre nachdem Tiefpunkt der Krise 25% höher als sein Vor-Krisenniveau, unterstreicht der Autor.

Das Wachstum, das auf Hebelwirkung beruht, erweist sich i.d.R. als illusorisch. Und doch die Illusion verlockt die Politik weiterhin. Das ist ein Grund mehr, warum dieses Buch sich als Pflichtlektüre für alle Zentralbanken empfiehlt, hält Johnson als Fazit fest.



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