Montag, 13. Januar 2014

Geldpolitik und Multiplikator in der Eurozone

Der Geldmultiplikator (money multiplier), der als die Geldmenge dividiert durch die Notenbankgeldmenge (monetary base) definiert wird, ist in der Eurozone nach aktuellen Daten im November auf 8,1 gestiegen.

Da die Banken seit dem Ausbruch der Finanzkrise aneinander nicht vertrauen und aus Sicherheitsgründen übermässig hohe Bestände an liquiden Mitteln halten, hat sich der Geldmultiplikator drastisch zurückgebildet.

Was ist aber jetzt von dem Anstieg zu halten? Der Geldmengenmultiplikator zeigt zwar nach einer Faustregel, in welchem Ausmass die Banken via Kreditvergabe im Markt Geld schöpfen. Aber es wäre heute voreilig und v.a. falsch, deswegen vor einer bevorstehenden Inflation zu warnen.

Zumal sich seit einigen Monaten die Anzeichen mehren, dass das Risiko der Deflation im Euro-Raum inzwischen anschaulich gestiegen ist. Die Kerninflation (core inflation) ist in der Eurozone auf 0,7% gesunken. Das ist insofern problematisch, als die EZB damit ihr Inflationsziel von 2% deutlich unterläuft.

Der Anstieg des Geldmultiplikators ist auf den Rückgang der Notenbankgeldmenge (Geldbasis) zurückzuführen. Es hat zur Zeit mit Geldschöpfung nichts zu tun.



Geldmultiplikator in der Eurozone, Graph: Morgan Stanley

Wenn die Banken die Sichteinlagen, die sie bei der EZB deponieren, wieder zurückziehen, schlägt sich die ganze Entwicklung in einem Rückgang der Notenbankgeldmenge nieder.



Einlagefazilität (deposit facility) und Sichtguthaben (current account) der Banken bei der EZB, Graph: Morgan Stanley

Ferner: Die Kreditvergabe im Privatsektor schrumpft weiter. Im November wurden auf das Jahr hochgerechnet 2,3% weniger Kredite vergeben. Kredite an Unternehmen sind sogar noch schneller gefallen: -3,9% auf Jahresbasis.



Kreditvergabe in der Eurozone, Graph: Morgan Stanley

Wenn die nominalen Zinsen auf der Null-Grenze (zero lower bound) liegen, führt der Anstieg der Notenbankgeldmenge nicht zu einem Anstieg der Inflation. Weil es an Nachfrage mangelt, und die Wirtschaft in einer Liquiditätsfalle steckt.


Exkurs:

Notenbankgeldmenge = Giroguthaben der Banken bei der EZB + Notenumlauf

M1= Bargeldumlauf und Sichteinlagen
M2= M1 + Spareinlagen
M3= M2 + Termineinlagen.

Multiplikator


Eine expansive Geldpolitik bewirkt, dass das Zinsniveau zurückgeht und dadurch einen Anstieg der Investitionsausgaben auslöst. Das gestiegene verfügbare Einkommen führt zu einem Anstieg der Konsumausgaben, womit wiederum das verfügbare Einkommen steigt. Am Ende verschiebt sich die gesamtwirtschaftliche Nachfragekurve (AD) nach rechts, um wie viel Fach, hängt von der Multiplikatorwirkung der Geldpolitik ab.

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