Donnerstag, 2. Januar 2014

Finanzsektor und die politische Einflussnahme

Bis vor zehn Jahren war es eine politische Vorstellung, davon auszugehen, dass die relativ reichen Länder sich so entwickelten, dass sie gegenüber Finanzkrisen nicht mehr anfällig wären. Die Begründung: Die Finanzmärkte wurden so fortgeschritten, dass grosse Unternehmen es gut verstehen, ihre Risiken angemessen zu diversifizieren.

Dieses Denkbild hat sich jedoch, wie die Entwicklungen seit 2003 belegen, als völlig falsch erwiesen, wie Simon Johnson in einem lesenswerten Artikel („The Rich Country Trap“) in NYTimes unterstreicht.

Es hat sich sowohl in den USA als auch in Grossbritannien gezeigt, dass das Finanzsystem die reale Wirtschaft destabilisieren kann. Die Risiken wurden erzeugt und im grossen Stil schlecht verwaltet. Die grossen Banken waren jedesmal im Mittelpunkt der meisten Probleme, hebt der ehemalige Chefökonom des Internationalen Währungsfonds (IWF) hervor.

Das Problem war nicht Mangel an Intelligenz, sondern die Orientierung der Manager an der Eigenkapitalrendite als Basis ihrer Vergütung ohne entsprechende Anpassung der Risiken. Vor diesem Hintergrund war es eine clevere Sache, möglichst viel Fremdkapital aufzunehmen; im Angesicht der Tatsache, dass die öffentliche Hand in irgendeiner Form zu Hilfe kommen würde, um die Finanzinstitutionen zu stützen.


Der Aufstieg des Finanzwesens mag ein Zeichen des Erfolgs sein, was ein dauerhaftes Wirtschaftswachstum flankiert. Aber die politische Macht der grossen Finanzinstitute bedeutet zugleich viel Ärger, weil dadurch ein hohes Mass an privates Druckmittel gedeckt wird, was schadensträchtig ist.

In den letzten fünf Jahren lässt sich beobachten, dass der Finanzsektor als Arbeitgeber und als Mitwirkender für die Regierungen weiter gewachsen ist. Der öffentliche Sektor hat in den vergangenen Jahren genügend Kapazität geschaffen, um Big Banks und ihre Gläubiger im Fall einer Krise vor Schaden zu unterstützen, ohne die Bereitschaft, die Bedingungen der Unterstützung zu ändern.

Die Unternehmen mit Macht und ihre gut vernetzten Mitarbeiter dürften deshalb laut Johnson auch im Jahr 2014 weiter hart daran arbeiten, um Einfluss auf die Bereitschaft der Regierungen zu nehmen, um kostenlosen Schutz durch die öffentliche Hand vor Risiken nach unten sicherzustellen.

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