Mittwoch, 29. Januar 2014

Banken und europäische Staatsanleihen

Die Banken in Europa haben im Vorfeld von AQR (Asset Quality Review) Staatsanleihen verkauft. Nun scheinen sie sie wieder zurückzukaufen, wie aus den folgenden Abbildungen hervorgeht.

In Spanien und Italien beträgt der Anteilder Staatsanleihen jeweils rund 10% der Bilanzsumme der Banken, schreiben Lucrezia Reichlin and Luis Garicano in einem aktuellen Artikel („Squaring the Eurozone’s Vicious Circle“) in Project Syndicate.

Die Autoren vertreten die Ansicht, dass damit gewisse Risiken einhergehen.

Reichlin und Garicano nennen v.a. eine „unerwartete Herausforderung“ auf dem Markt für Staatsanleihen, mit der ein „schwächeres Schuldnerland“ konfrontiert werden könnte. Zum Beispiel Kataloniens Sezession-Referendum. Oder Neuverhandlungen der portugiesischen und griechischen Rettungsaktionen. Das alles würde die Solvenz der Banken unterhöhlen, so die Autoren.

Selbst ohne eine Krise behindert die „geographische Segmentierung des Marktes für Staatsanleihen“ die geldpolitische Transmission erheblich, behaupten die Autoren weiter.

Warum kaufen aber die europäischen Banken Staatsanleihen in Euro?

Der naheliegende Grund ist Basel III, wonach Staatsanleihen als risikofrei gelten und die Banken dafür zusätzlich kein Eigenkapital vorhalten müssen.



Europäische Banken haben im Vorfeld von Stresstests Staatsanleihen verkauft, Graph: Morgan Stanley in: European Economics, Jan 2014


...und nun scheinen die Banken Staatsanleihen wieder zurückzukaufen, Graph: Morgan Stanley in: European Economics, Jan 2014

Basel III gibt aber Staatsanleihen der Heimatländer keinen Vorzug. Die OECD-Staatsanleihen werden genau so behandelt, unabhängig davon, ob sie in der eigenen Währung des ausgebenden Landes denominiert sind oder nicht.

Die EZB verordnet zwar unterschiedliche Sicherheitsabschläge (haircuts) auf Anleihegläubiger je nach Bonität des Landes. Aber sie unterscheidet wenig zwischen den EU-Ländern, was nach Ausführung der Autoren home-country bias der europäischen Banken weder ermuntert noch entmutigt.

Die Banken sehen sich infolge der Euro-Krise veranlasst, die Staatsanleihen der Heimatländer bevorzuziehen, was auf eine Reihe von Faktoren beruht: Es ist erstens die Angst vor Redenomination (convertibility risk).

Und zweitens die Erwartung, dass im Fall einer gravierenden Krise die sog. Rettungsmechanismen national eingerichtet würden. Warum? Weil es in der Eurozone an fiscal backstop mangelt wie z.B. an einem lender of last resort oder einer  Vergemeinschaftung von Schulden (debt-mutualization), Stichwort: Eurobonds. Vor diesem Hintergrund ist der home-country bias nicht verwunderlich. Der Trend könnte sich sogar verstärken, wenn es zu einem ökonomischen Schock in der Eurozone käme.

Es liegt auf der Hand, dass nur eine gemeinsame fiskalpolitische Unterstützung in Verbindung mit einer gemeinsamen Bankenaufsicht den home-country bias aufheben würde. Dazu gibt es aber in der EU keinen Konsens.

Die Autoren unterbreiten daher drei Vorschläge, um die Verflechtung der Banken mit den Staatsanleihen ihrer Heimatländer zu beenden:

(1) Eine Obergrenze dafür, wie viel die Banken Staatsanleihen in eigenen Beständen halten dürfen. Eine administrative Deckelung ist jedoch ein stumpfes Instrument, weil damit Spekulationen (Arbitrage-Geschäfte) einhergehen würden. Südeuropa wäre sicherlich nicht erfreut, weil es einen starken Rückgang der Nachfrage nach eigenen Staatsanleihen befürchten müsste.

(2) Die Ausgabe von European Safe-Bonds (ESBies).

(3) Eine Einschränkung des Anteils an Staatsanleihen im Verhältnis zum BIP.

Fazit: Die Autoren mögen die gegenseitige Abhängigkeit europäischer Banken und ihrer Heimatländer nicht. Ein Blick über den Atlantik zeigt aber, dass die Staatsanleihen-Bestände der Banken in anderen Ländern höher ist als in Europa.

Und wenn die Banken in Europa "so gut" kapitalisiert sind wie die Konkurrenz aus den USA, sieht das Ganze nicht problematisch aus, wenn man v.a. bedenkt, dass die Wirtschaft in einer Depression steckt, und die nominalen Zinsen mittlerweile seit mehr als fünf Jahren auf der Null-Grenze (zero lower bound) liegen.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

"Basel III gibt aber Staatsanleihen der Heimatländer keinen Vorzug. Die OECD-Staatsanleihen werden genau so behandelt, unabhängig davon, ob sie in der eigenen Währung des ausgebenden Landes denominiert sind oder nicht."

Das ist so nach meinem Kenntnsistand fachlich falsch. Die Nullgewichtung greift nur bei eigener Währung. In Europa mit der Besonderheit, dass als eigene Währung der EUR bzw. eine Währung eines EWR-Mitglieds definiert ist. Daher sind die EUR-Anleihen der EU-Staaten per se nicht mit Eigenkapital zu unterlegen.

Oder wie ist Ihre Aussage zu verstehen?