Das Augenmerk richtet sich derzeit auf die Quartalszahlen von Unternehmen. In der anrollenden Berichtssaison stehen v.a. Finanzwerte im Mittelpunkt. Die jüngsten Milliarden-Abschreibungen von Citigroup und J.P. Morgan scheinen im Rahmen der Erwartungen gelegen zu haben. Der Baumaschinenhersteller Caterpillar und der Mischkonzern Honeywell hingegen sorgten vergangene Woche für positive Überraschungen. Haben US-Unternehmen inzwischen das Tal der Tränen verlassen? Das erste Quartal 2008 markiert nicht den Tiefpunkt der Finanzkrise, sagt Nouriel Roubini in einem Interview mit der SonntagsZeitung aus Zürich.
Der Wirtschaftsprofessor an der Stern School of Business in New York erwartet, dass die Krise länger dauern wird, bis Ende Jahr oder gar noch länger. Roubini deutet darauf hin, dass die Rezession in den USA tatsächlich gravierend sein könnte. Er nennt dafür drei Gründe: 1) Die Preise von Immobilien fallen weiter. 2) Die Konsumnachfrage nimmt ab. Stichwörter: Arbeitslosigkeit, Verunsicherung der Verbraucher. 3) Es bestehe die Gefahr, dass sich die Krise auf andere Bereiche der Wirtschaft ausweitet. Zur Bewältigung der Finanzkrise plädiert Roubini für staatliche Eingriffe. Seiner Ansicht nach braucht „ohne Zweifel auch Europa tiefere Zinsen“. „Nicht nur, um so die Politik der Fed zu unterstützen, sondern auch, um der Wirtschaft Impulse zu geben“. Was zur Zeit neu ist, ist die Rückkoppelung zwischen dem Finanzsystem und der realen Wirtschaft. In der Vergangenheit war es so, dass es zunächst zu einem Abschwung kam und dann die Finanzbranche davon betroffen wurde. Diesmal befindet sich das Epizentrum der Krise mitten im Finanzsystem. Ob die jüngsten Kursavancen an der Börse sich fortsetzen werden, hängt davon ab, ob der Konjunkturabschwung „soft“ oder „hard“ vonstatten geht.
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