Die EZB habe nur eine Nadel im Kompass, die auf die Wahrung der Preisstabilität gerichtet ist. Das ist die Phrase, mit der Europas Währungshüter ihren geldpolitischen Kurs verteidigen, v.a. dann, wenn sie die Zinsen erhöhen. Die EZB hat ihren Leitzins im Juli angehoben. Das war ein Fehler, sagt Robert Mundell, Wirtschaftsnobelpreisträger in einem Interview mit dem Manager-Magazin. Die US-Notenbank (Fed) hingegen hat die Zinsen im Bann der Kreditmarktkrise mehrmals gesenkt.
Der Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), Jean-Claude Trichet hat am vergangenen Freitag das Vorgehen der Notenbanken während der Finanzkrise hervorgehoben, den Finanzinstituten zeitlich befristet zusätzliche Liquidität zu leihen. Trotzdem behaupten die Protagonisten der EZB, dass es im Euro-Raum keinen „Credit Crunch“ gibt. Dabei wird in der Finanzbranche so offensichtlich über Geldknappheit beklagt. Die Subprime-Krise hat bekanntlich zu massiven Wertberichtigungen auf forderungsbesicherte Wertpapiere (ABS) geführt. Die Verluste belaufen sich indes auf rund 500 Mrd. Dollar. Euroland droht jetzt wirtschaftliche Stagnation. Die deutsche Wirtschaft ist im II. Quartal zum ersten Mal seit knapp 4 Jahren geschrumpft. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) ging saisonalbereinigt gegenüber dem Vorquartal real um 0,5% zurück. Zuletzt hatte es im Sommer 2004 einen BIP-Rückgang gegeben. Die krisenhafte Entwicklung am Geldmarkt ist der beste Indikator über die schwellende Kreditklemme. Der LIBOR-OIS-Spread beträgt zum Beginn der Handelswoche 0,7755%. Im Durchschnitt betrug die Differenz zwischen dem US-Dollar 3-Monats-Libor (aktuell 2,810%) und dem OIS-Satz (aktuell 2,0365%) in den vergangenen fünf Jahren rund 19 Basispunkte. Eine höhere Differenz ist ein Indikator für fehlende Liquidität auf dem Geldmarkt. Der Derivate-Handel signalisiert, dass die Anspannungen am Geldmarkt zuletzt wieder etwas gestiegen sind. OIS sind Derivate, die over-the-counter gehandelt werden. Der Swap bildet die Grundlage eines Credit Default Swaps (CDS).
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