Der Höhenflug der deutschen Bundesanleihen setzt
sich fort: Die Umlaufrendite der deutschen Staatsanleihen ist am Montag
erstmals auf null Prozent gefallen. Die Laufzeiten bis auf 9 Jahren bieten
derzeit eine Negativrendite. Die Staatspapiere mit 10 Jahren Laufzeit werden mit
einer Rendite von 0,11% gehandelt.
Da der Einlagensatz der EZB negativ ist, zahlen
die Geschäftsbanken, die Geld bei der Notenbank parken, eine Art Gebühr von
0,4%.
Die Anleger sind bereit, für deutsche Staatspapiere eine negative Rendite in Kauf zu nehmen. Minus-Rendite fressen
sich aber auch in den Privatsektor:
Berlin
Hyp,
eine kleine Bank hat im vergangenen Monat eine Anleihe (sog. Pfandbrief, gedeckt durch
Immobilien) über 500 Mio. EUR mit einer Negativ-Rendite herausgegeben. Das
heisst, dass die Anleger darauf zahlen, statt Zinsen zu bekommen.
Bemerkenswert ist aber, dass Wolfgang Schäuble
die EZB beschuldigt, nicht nur für die Niedrigzinsen verantwortlich zu sein,
sondern auch am Erstarken der AfD in Deutschland Mitschuld zu tragen.
Rendite der Staatsanleihen mit 2 Jahren Laufzeit
im Vergleich: USD vs. EUR, Graph:
Morgan Stanley
Deutschland kann mit Null-Zinsen erstmals Kredit
aufnehmen. Doch Bundesfinanzminister hält im schwer angeschlagenen Umfeld der europäischen Wirtschaft am ausgeglichenen Budget („Schwarze Null“) fest.
Während der Privatsektor (Haushalte und
Unternehmen) Netto-Sparer sind, soll also auch der öffentliche Sektor sparen. Die
Gürtel werden enger geschnallt, koste es, was es wolle.
Das gesamtwirtschaftliche Sparen geht aber damit zu
Lasten von Investitionen. Und die Lücke öffnet sich weiter. Der wesentliche
Grund ist Deutschlands Leistungsbilanzüberschuss, der mittlerweile 8% der
Wirtschaftsleistung (BIP) ausmacht.
Rendite der Staatsanleihen mit 10 Jahren Laufzeit
im Vergleich: USD vs. EUR, Graph:
Morgan Stanley
Da die Zahlungsbilanz (ZB) bei frei schwankenden
Wechselkursen per Definition ausgeglichen ist, ergibt sich bei einem Überschuss
in der Leistungsbilanz (LB) ein Defizit bei der Kapitalbilanz (KB).
Das heisst,
dass Deutschland Kapital exportiert. Mit anderen Worten werden rund acht
Prozent des BIP im Ausland angelegt, nicht im Inland. Der Überschuss in der
Leistungsbilanz rührt daher unvermeidbar aus dem Auswuchs der Ersparnisse (private
Haushalte, Unternehmen und die öffentliche Hand) über die Investitionen.
Das ist die Quelle, wo die Niedrigzinsen der EZB
herkommen. Nicht dass Mario Draghi, EZB-Präsident die Zinsen aus Jux und Tollerei niedrig hält. Zur Erinnerung: Deutschland ist die grösste
Volkswirtschaft in der Eurozone.
Inflationserwartungen in den USA und im Euroraum
(gemessen an Breakeven-Sätzen für 5 Jahre auf 5 Jahre hinaus), Graph: Morgan Stanley
PS:
Die Bundesbank hatte im Monatsbericht Oktober
2015 unterstrichen, dass „die realen Renditen das Spar- und Anlageverhalten
deutscher Privathaushalte seit Beginn der 1990er Jahre allenfalls geringfügig
beeinflusst hat. Stattdessen dürften einkommens- und vermögensbezogene sowie
demographische Faktoren wichtigere Determinanten sein“
PPS:
Leistungsbilanz = Ersparnisse – Investitionen.
Hat LB ein Defizit, muss KB einen Überschuss
aufweisen.
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