Shinzo Abe wurde im vergangenen November mit grosser Mehrheit zum neuen Premierminister Japans gewählt. Seither versucht er mit Hilfe der japanischen Notenbank (BoJ) mit der “Abenomics” genannten Wirtschaftspolitik die anhaltende Deflation im Land zu bekämpfen.
Die Drei-Pfeiler-Strategie umfasst (1) eine aggressive Ausweitung
der Geldmenge durch die Zentralbank, (2) Investitionen der öffentlichen Hand in
Infrastruktur und (3) Strukturreformen.
Barry Eichengreen
nennt es in einem aktuellen Artikel „Abe’s ausgezeichnetes Abenteuer“
und zitiert dazu Henry Wadsworth Longfellow’s Gedicht „I shot an arrow in the air, it fell to earth, I knew not where“.
Longfellow war ein amerikanischer Dichter des früheren 19.
Jahrhunderts. Sein Gedicht hat sich bestimmt nicht auf den japanischen
Premierminister bezogen. Aber es hätte sein können. Was Abe nämlich seinen Drei-Pfeiler
ökonomischen Regeneration-Plan bezeichnet, ist ein Schuss in die Dunkelheit in
einem Land, welches im Allgemeinen keine Risikobereitschaft an den Tag legt,
schildert Eichengreen.
Der erste Pfeiler betrifft aggressive Lockerung der Geldpolitik,
die dafür umgesetzt wird, den Drachen Deflation zu erlegen.
Der zweite Pfeiler beinhaltet Konjunkturmassnahmen (fiscal stimulus) mit einer einmaligen
Dosis mit dem Ziel, dem Wirtschaftswachstum nach mehr als zwei Jahrzehnten Starthilfe
zu geben.
Der dritte Pfeiler ist eine Mischung aus Strukturreformen,
entwickelt mit dem Zweck, die produktive Effizienz zu steigern, Investitionen
anzukurbeln und rasches Wachstum nachhaltig zu erbringen.
Es bleibt abzuwarten, ob Abes Pfeile der Entwicklung folgen
werden, die er vorauskalkuliert, unterstreicht Eichengreen.
Mit Bezug auf den ersten Pfeil scheinen die „klappernden
Klassen“ gleichmässig gespalten, zwischen denen, die Zweifel daran haben, dass
es der BoJ gelingt, die Deflation erfolgreich zu beenden, und denen, die
befürchten, dass die Inflation ausgelöst durch die lockere Geldpolitik ausser
Kontrolle gerät.
Aufgrund des zweiten Pfeils wundern sich manche, ob die
Konjunkturpakete (fiscal stimulus)
die Lilie vergolden. Und sie warnen, dass ein zusätzliches deficit financing im ohnehin schwer verschuldeten Staat eine
Vertrauenskrise auslösen könnte.
Was den dritten Pfeiler betrifft, gehen die Ansichten weniger
stark auseinander: eine umfassende Strukturreform. Die Beobachter sind sich hierbei
im Hinblick auf die Ziele einig. Die Frage ist aber, ob das Instrument
überhaupt in Gang kommt, fasst der an der University
of California, Berkeley lehrende Wirtschaftsprofessor zusammen.
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