Donnerstag, 18. August 2016

Inflationssteuerung und Nachfrageschwäche

David Beckworth liefert in seinem Blog zum Thema Nachfrageschwäche zwei sehenswerte Abbildungen.

Was ins Auge sticht, ist, dass das Wachstum der nominalen gesamtwirtschaftlichen Nachfrage pro Kopf, das in den vergangenen Jahren im Durchschnitt rund 5% betrug, seit der Finanzkrise von 2008 erheblich nachgelassen hat.

Natürlich kommt es auf das reale Wirtschaftswachstum, welches nicht von der nominalen, sondern von den realen Faktoren bestimmt wird.

Beckworths Standpunkt betrifft aber die Frage, warum es nicht mehr möglich ist, ein nominales pro-Kopf Nachfragewachstum von rund 5% wie in vor 2008 zu erzeugen.

Das hat mit der Inflationssteuerung-Politik (inflation targeting) der Zentralbanken zu tun, betont der wissenschaftliche Mitarbeiter im Mercatus Center der George Mason University mit Nachdruck.

Es ist Zentralbanken seit Anfang der 1990er Jahren so gut gelungen, die Inflation niedrig zu halten, dass jede Abweichung davon heute einfach als untragbar wahrgenommen wird, so Beckworth.



Das nominale pro-Kopf Nachfragewachstum, Graph: David Beckworth


Sein Punkt ist, dass das nominale Nachfragewachstum schwach ist, weil der Erfolg der Zentralbanken in der Vergangenheit im Wege steht, in aussergewöhnlichen Zeiten zuzulassen, dass die Wirtschaft vorübergehend zu Überhitzung neigt.

Die Wirtschaft braucht nach einer schweren Rezession vorübergehend eine etwas höhere Inflation als sonst, um die Vollbeschäftigung wiederherzustellen. 

Das bedeutet vorübergehend ein etwas höheres pro-Kopf Nachfragewachstum als sonst. Und im Durchschnitt wird der temporäre Anstieg die Inflation und das nominale Nachfragewachstum wieder auf dem angestrebten Zielwert einpendeln lassen.

Überhitzung ist also laut Beckworth manchmal notwendig. Aber die erforderliche geldpolitische Flexibilität ist gegenwärtig nicht gegeben. Das heisst, dass der makroökonomische Spielraum heute wegen der dogmatischen Politik der  Inflationssteuerung eingeschränkt ist. Das betrifft im Grunde genommen nicht nur die Geldpolitik, sondern auch die Fiskalpolitik.



John Williams, Fed New York, Graph: Bloomberg TV


In diesem Sinn unterstreicht Beckworth, dass er die jüngste Aussage von John Williams, dem San Francisco Fed-Präsidenten unterstützt und als Abhilfe seinerseits nominale BIP-Steuerung (NGDP level targeting) vorschlägt.





PS:

Olivier Blanchard hat bereits vor sechs Jahren für ein höheres Inflation Targeting plädiert.








1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

"Das hat mit der Inflationssteuerung-Politik (inflation targeting) der Zentralbanken zu tun, betont der wissenschaftliche Mitarbeiter im Mercatus Center der George Mason University mit Nachdruck.

Es ist Zentralbanken seit Anfang der 1990er Jahren so gut gelungen, die Inflation niedrig zu halten, dass jede Abweichung davon heute einfach als untragbar wahrgenommen wird, so Beckworth."

Inflation wird v.a. durch Steuerpolitik bestimmt - ZB hat damit in erster Linie nichts zu tun!