Was ins Auge sticht, ist, dass das Wachstum der
nominalen gesamtwirtschaftlichen Nachfrage pro Kopf, das in den vergangenen
Jahren im Durchschnitt rund 5% betrug, seit der Finanzkrise von 2008 erheblich
nachgelassen hat.
Natürlich kommt es auf das reale
Wirtschaftswachstum, welches nicht von der nominalen, sondern von den realen
Faktoren bestimmt wird.
Beckworths Standpunkt betrifft aber die Frage,
warum es nicht mehr möglich ist, ein nominales pro-Kopf Nachfragewachstum von
rund 5% wie in vor 2008 zu erzeugen.
Das hat mit der Inflationssteuerung-Politik (inflation targeting) der Zentralbanken
zu tun, betont der wissenschaftliche Mitarbeiter im Mercatus Center der George Mason University mit Nachdruck.
Es ist Zentralbanken seit Anfang der 1990er
Jahren so gut gelungen, die Inflation niedrig zu halten, dass jede Abweichung
davon heute einfach als untragbar wahrgenommen wird, so Beckworth.
Das nominale pro-Kopf Nachfragewachstum, Graph: David Beckworth
Sein Punkt ist, dass das nominale
Nachfragewachstum schwach ist, weil der Erfolg der Zentralbanken in der
Vergangenheit im Wege steht, in aussergewöhnlichen Zeiten zuzulassen, dass die Wirtschaft vorübergehend zu
Überhitzung neigt.
Die Wirtschaft braucht nach einer schweren
Rezession vorübergehend eine etwas höhere Inflation als sonst, um die
Vollbeschäftigung wiederherzustellen.
Das bedeutet vorübergehend ein etwas
höheres pro-Kopf Nachfragewachstum als sonst. Und im Durchschnitt wird der
temporäre Anstieg die Inflation und das nominale Nachfragewachstum wieder auf
dem angestrebten Zielwert einpendeln lassen.
Überhitzung ist also laut Beckworth manchmal
notwendig. Aber die erforderliche geldpolitische Flexibilität ist gegenwärtig
nicht gegeben. Das heisst, dass der makroökonomische Spielraum heute wegen der dogmatischen Politik der Inflationssteuerung eingeschränkt ist. Das betrifft im Grunde genommen nicht
nur die Geldpolitik, sondern auch die Fiskalpolitik.
John Williams, Fed New York, Graph: Bloomberg TV
In diesem Sinn unterstreicht Beckworth, dass er
die jüngste Aussage von John Williams,
dem San Francisco Fed-Präsidenten unterstützt und als Abhilfe seinerseits nominale BIP-Steuerung (NGDP level targeting)
vorschlägt.
PS:
Olivier Blanchard hat bereits vor sechs Jahren für ein
höheres Inflation Targeting plädiert.
1 Kommentar:
"Das hat mit der Inflationssteuerung-Politik (inflation targeting) der Zentralbanken zu tun, betont der wissenschaftliche Mitarbeiter im Mercatus Center der George Mason University mit Nachdruck.
Es ist Zentralbanken seit Anfang der 1990er Jahren so gut gelungen, die Inflation niedrig zu halten, dass jede Abweichung davon heute einfach als untragbar wahrgenommen wird, so Beckworth."
Inflation wird v.a. durch Steuerpolitik bestimmt - ZB hat damit in erster Linie nichts zu tun!
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