Dienstag, 1. September 2015

Nachdenken über Makroökonomie und Niedrigzinsen

Olivier Blanchard tritt nach sieben Jahren im Amt als Chefvolkswirt des Internationalen Währungsfonds (IWF) im September zurück. Der französische Wirtschaftsprofessor wird künftig für Peterson Institute for International Economics (PIIE) tätig sein.

In einem lesenswerten Interview im IMF Survey Magazin lässt Blanchard (66) die vergangenen Jahre seit der Finanzkrise von 2008 Revue passieren.

Wir haben viel Kritik für unsere Unterschätzung der Output-Belastung durch die Haushaltskonsolidierung einstecken müssen, sagt Blanchard in Bezug auf die Funktionalität der fiskalpolitischen Multiplikatoren.

Es ist durchaus möglich, dass wir in eine Periode des niedrigen Produktivitätswachstums eingetreten sind. Und es ist möglich, dass wir mit einer Periode von strukturell schwacher Nachfrage zu tun haben, was sehr niedrige Zinsen erfordert, unterstreicht er mit Nachdruck.

Das geringe Wachstum in Verbindung mit zunehmender Ungleichheit ist nicht nur moralisch inakzeptabel, sondern auch politisch äusserst gefährlich.


What Have We Learned? Macroeconomic Policy After the Crisis, Graph: The MIT Press



Was die politische Antwort darauf betrifft, dürften wir uns nicht nur auf die kurze Sicht konzentrieren. Wir müssen auf die längerfristige Probleme eingehen, erklärt Blanchard weiter.

Dabei müssen zwei Aspekte realisiert werden: 

(1) Es ist nicht die natürliche Kompetenz des IWF: Der Währungsfonds muss mit anderen Instituten zusammenarbeiten, wie z.B. der OECD, der Weltbank. 

(2) Es gibt keine magischen Lösungen: Wir müssen realistisch sein, wahrzunehmen, welche strukturelle Reformen politisch durchführbar sind und was sie vernünftigerweise erreichen können.

So lautet das Fazit von Blanchard, der sich auch in Zukunft mit makroökonomischen Fragestellungen intensiv befassen will.




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