Olivier
Blanchard tritt nach sieben Jahren
im Amt als Chefvolkswirt des Internationalen Währungsfonds (IWF) im September zurück. Der
französische Wirtschaftsprofessor wird künftig für Peterson Institute for
International Economics (PIIE) tätig sein.
In einem lesenswerten Interview im IMF Survey Magazin lässt Blanchard (66) die
vergangenen Jahre seit der Finanzkrise von 2008 Revue passieren.
Wir haben viel Kritik für unsere Unterschätzung der
Output-Belastung durch die Haushaltskonsolidierung einstecken müssen, sagt
Blanchard in Bezug auf die Funktionalität der fiskalpolitischen Multiplikatoren.
Es ist durchaus möglich, dass wir in eine Periode
des niedrigen Produktivitätswachstums eingetreten sind. Und es ist möglich,
dass wir mit einer Periode von strukturell schwacher Nachfrage zu tun haben,
was sehr niedrige Zinsen erfordert, unterstreicht er mit Nachdruck.
Das geringe Wachstum in Verbindung mit zunehmender
Ungleichheit ist nicht nur moralisch inakzeptabel, sondern auch politisch
äusserst gefährlich.
What Have We Learned? Macroeconomic Policy After
the Crisis, Graph: The MIT Press
Was die politische Antwort darauf betrifft, dürften
wir uns nicht nur auf die kurze Sicht konzentrieren. Wir müssen auf die
längerfristige Probleme eingehen, erklärt Blanchard weiter.
Dabei müssen zwei Aspekte realisiert werden:
(1) Es
ist nicht die natürliche Kompetenz des IWF: Der Währungsfonds muss mit anderen Instituten
zusammenarbeiten, wie z.B. der OECD, der Weltbank.
(2) Es gibt keine magischen
Lösungen: Wir müssen realistisch sein, wahrzunehmen, welche strukturelle
Reformen politisch durchführbar sind und was sie vernünftigerweise erreichen
können.
So lautet das Fazit von Blanchard, der sich auch in Zukunft mit makroökonomischen Fragestellungen intensiv befassen will.
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