Eine der tiefen Spuren, die die Finanzkrise von
2008 hinterlassen hat, macht sich am Verlauf des Welthandels bemerkbar: Der
Welthandel pendelt auf einem niedrigeren Niveau ein.
Das durchschnittliche jährliche Wachstum des
globalen Handelsvolumens lag von 2009 bis 2016 bei 3%, nur noch halb so hoch
wie von 1980 bis 2008, wie Steven Roach
in seiner Kolumne bei Project Syndicate
beschreibt.
Die Globalisierung hat ihren politischen Rückhalt
verloren, hebt der frühere Vorstandvorsitzende von Morgan Stanley Asia hervor
Im Gegensatz zu dem, was wir oft hören, ist die
Weltwirtschaft kein globales Gemeingut, schreibt Dani Rodrik in seiner lesenswerten Kolumne („The False Economic Promise of Globale Governance“) bei Project
Syndicate
Global Governance kann nur begrenzt
Gutes tun, und es richtet gelegentlich einige Schäden an, so der an der Harvard University lehrende
Wirtschaftsprofessor.
Die vielleicht grösste politische Enttäuschung in
den fortgeschrittenen Demokratien ist, dass die Ungleichheit in der
Gesellschaft zunimmt und die Entscheidungsträger tatenlos zuschauen. Die
Problematik liegt i.d.R. in der Innenpolitik, wo die Finanz- und
Wirtschaftseliten den politischen Entscheidungsprozess gut im Griff zu halten scheinen
und damit die Umverteilungspolitik engen Grenzen unterwerfen.
Das Wachstum des globalen Handelsvolumens, Graph:
Morgan Stanley
Die USA und die EU hätte viel mehr unternehmen
können, um die Steuerhinterziehung einzuschränken und damit die Abwärtsspirale
(race to the bottom) zu unterbinden,
wie Rodrik weiter unterstreicht.
Die globalen Steueroasen (tax havens) sind in diesem Zusammenhang sicherlich ein nahe liegendes
Beispiel für die beggar-thy-neighbour-Politik,
die keine Abhilfe schafft, sondern den Sachzwang verstärkt.
Wie Barry
Eichengreen darlegt, war auch IWF’s Standpunkt in diesem Umfeld nicht über
alle Zweifel erhaben.
Eine von IWF eingerichtete unabhängige
Geschäftsstelle (Independent Evaluation
Office) übt in einem neulich vorgelegten Bericht eine umfassende Kritik an der
Rolle des IWF im Zeitraum nach der Krise in Europa aus.
Kritisiert werden v.a. IWF’s Ziele in Bezug auf den
für Griechenland vorgeschriebenen Sparkurs und die Unterschätzung der
schädlichen wirtschaftlichen Auswirkungen der Austeritätspolitik in der
gesamten Eurozone.
Zur Erinnerung: Im Mittelpunkt der widrigen
Sparmassnahmen stand die von Brüssel und Berlin geforderte interne Abwertung (internal devaluation), was nicht anders
ist als Lohnkürzungen und Abbau von Sozialleistungen bedeutet, und zwar in
einer schwer angeschlagenen Wirtschaft.
Der trübe Wirtschaftsausblick im Euro-Raum ist
daher unmittelbar auf die Bemühungen der EU-Behörden um die „Flexibilisierung
des Arbeitsmarktes“ als Antwort auf die Nachfrageschwäche nach der globalen Finanzkrise
zurückzuführen.
Trübe Wirtschaftsaussichten für den Euro-Raum, Graph: Morgan Stanley
Die jüngsten Trends im Welthandel unterstreichen
ohne Zweifel die von Larry Summers vertretene Theorie der säkularen Stagnation
(secular stagnation) wobei das stagnierende Lohnwachstum sicherlich einer
der ausschlaggebenden Parameter ist.
Verlauf der Inflation im Vergleich, USA, Euro-Raum und globale Wirtschaft, Graph: Morgan Stanley
2 Kommentare:
Globalisierung führt zur Betrachtung der Weltwirtschaft als Einheit. Global gesehen, ist der Welthandel neutral - es kann kein Saldo entstehen - weder negativ noch positiv! Dabei ist es unerheblich, ob „das durchschnittliche jährliche Wachstum des globalen Handelsvolumens“ steigt oder fällt. Makroökonomisch können sich nur zwischen den Weltregionen oder einzelnen Staaten Salden bilden und dadurch profitieren die Einen aber immer auf kosten der Anderen (beggar-thy-neighbour)
Larry Summers Vorschläge gegen die Nachfrageschwäche: entweder
1. höheres Inflationsziel der ZB
oder
2. Abschaffung des Bargelds
Warum macht er diese ungewönlichen Empfehlungen? Weil er der Theorie der säkulären Stagnation von Keynes anhängt die besagt: die Ersparnisse sind zu hoch im Vergleich zu Investitionen. Dadurch entsteht doch die Nachfragelücke - man muss nur die überschüssigen Sparbeträge in die reale Wirtschaft lenken.
Genauso wie man sich nicht aus der Krise „raussparen“ kann (Neoklassik), kann man auch nicht mit Ersparnissen investieren. Schon gar nicht darf man glauben, dass Zinssenkung Investitionen ankurbelt und dadurch das „gute, alte Gleichgewicht“ von vor der Krise sich von allein einstellt.
Das sind alles Konzepte die auf dem Glauben bauen, dass sich irgendetwas in der Wirtschaft auf natürliche Weise im Gleichgewicht befindet oder zum Gleichgewicht neigt. (Wie in der Natur - zB. im Dschungel))) Die freien Märkte neigen nicht zum Gleichgewicht und sind auch nicht effizient (alle Märkte!!) - im Gegenteil! Ohne Regulierung und Lenkung herrscht Chaos.
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