Mittwoch, 2. Januar 2019

Euro feiert den 20. Jahrestag. Wie bitte?


Es ist heute der 20. Jahrestag der Gemeinschaftswährung.

Der Euro wurde am 1. Januar 1999 als Buchgeld, drei Jahre später am 1. Januar 2002 als Bargeld eingeführt.

Gibt es einen Grund zum Feiern? Was ist seither geschehen? 

In Wirklichkeit hat der Euro geringes Wachstum, wirtschaftliche Instabilität und politische Zwietracht nach Europa gebracht, wie Prof. Steve Keen in seinem Blog heute schreibt.

Europas unverantwortliche Führungspersönlichkeiten machen es jedoch zu einem ungezügelten Positiv, in einer Zeit, in der normale Bürger Europas die „Gelben Westen“ (Gilets Jaunes) anziehen und ihre Notlage beklagen. 

Man stelle sich vor: Griechenlands BIP ist, seit die Eurozone die Fiscal Austerity verordnet hat, wie in einer Great Depression abgestürzt. Das nominale BIP Griechenlands liegt heute mehr als 25% unter seinem Höchststand. 


Das BIP Griechenlands im Würgegriff der harschen Fiscal Austerity Politik der EU-Behörden, gesteuert von Brüssel und Berlin, Graph: Prof. Steve Keen, Jan 1, 2019. 



Vor dem Euro betrug das Wirtschaftswachstum durchschnittlich 2,5% pro Jahr, verglichen mit 2,4% in den USA.

Nach dem Euro, aber vor der GFC (Global Financial Crisis) belief sich das Wachstum in der Eurozone im Durchschnitt auf 2,6%; eine Verbesserung um 0,1% gegenüber dem Niveau vor dem Euro. Die Wachstumsrate der USA stieg jedoch auf 2,7%, sodass die Eurozone im Vergleich zu den USA zurückfiel.


Die Entwicklung des realen Wirtschaftswachstums in den EU-Ländern im Vergleich zum Verlauf des BIP der USA, Graph: Prof. Steve Keen, Jan 1, 2019.

Der reale Vergleich des BIP-Wachstums nach der GFC zeigt, dass die Wachstumsrate in der Eurozone im Durchschnitt 0,2% beträgt, in den USA hingegen 1,4%.

Zur Erinnerung: Die fiskalische Austeritätspolitik beruht auf der orthodoxen Geldpolitik. Wichtig ist, sich zu vergegenwärtigen, dass die neoklassische Wirtschaftskonzeption dabei Staat mit privaten Unternehmen gleichsetzt

Vor diesem Hintergrund ist es kein Wunder, dass die Mehrzahl der Ökonomen in Deutschland immer noch am Konzept der „schwäbischen Hausfrau“ festhält, wenn es makroökonomische Zusammenhänge geht. 

Die Vermischung der Makro- und Mikro-Ebenen der Volkswirtschaft hat aber fatale Konsequenzen: Das erste Opfer ist, wenn die Gürtel enger geschnallt werden müssen (koste es was es wolle), die Menschenwürde.

Gemäss Schätzungen von Eurostat waren im Oktober 2018 in der EU28 16,6 Millionen Männer und Frauen arbeitslos, davon 13,1 Millionen im Euroraum.

2017 hätten 9 Millionen Teilzeitbeschäftigte in der EU28 lieber mehr gearbeitet (Unterbeschäftigung), wie Eurostat weiter meldet. 

Fazit: Fiskalische Austerität ist der böse Zwilling des Marktfundamentalismus. Und die „Schwarze Null“ Politik ist der hässliche Cousin der fiskalischen Austerität. 

Verantwortlich für Europas Krise ist die europäische Wirtschaftspolitik, die kläglich versagt hat.


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