Sonntag, 17. August 2014

E-Book zum Thema „Secular Stagnation“

VoxEu, das wirtschaftspolitische Portal des Centre for Economic Research hat am Freitag ein kostenloses e-Book zum Thema „Secular Stagnation“ (Facts, Causes and Cures) mit Beiträgen von einer Menge von guten Ökonomen (Olivier Blanchard, Barry Eichengreen, Richard Koo, Larry Summers usw.) zur Verfügung gestellt.

Es ist ein Must-reading für alle, die sich für die gegenwärtige Debatte über die wirtschaftlichen Aussichten interessieren.

Damit der Begriff keine Verwirrung stiftet: Unter secular stagnation versteht man heute die Behauptung, dass die zugrunde liegenden Veränderungen in der Wirtschaft wie z.B. das schwache Wachstum der Bevölkerung im erwerbstätigen Alter dafür sorgen, dass die Episoden wie die vergangenen fünf oder sechs Jahr in Europa oder den USA und die letzten 20 Jahren in Japan sehr wahrscheinlich wieder vorkommen.

Das heisst, dass die Wirtschaft sich mit einer anhaltend mangelnden Nachfrage konfrontiert sieht, auch wenn die nominalen Zinsen nahe Null (zero lower bound) liegen.

Wie Paul Krugman in seinem Blog betont, ist die secular stagnation nicht das, was Bob Gordon, der im Buch übrigens auch einen Beitrag liefert, meint, dass das Wachstum des Wirtschaftspotenzials sich verlangsamt, obwohl auch die Verlangsamung des Potenzialwachstums zur säkularen Stagnation beitragen kann, durch die Reduzierung der Investitionsnachfrage.

Es hat mit der Nachfrage-Seite zu tun, nicht mit der Angebot-Seite. Und es ergehen daraus einige ernsthafte unkonventionelle Folgen für die Politik.



Im Jahr 2008 haben einige Ökonomen wie z.B. Richard Koo, Paul Krugman, Brad de Long, Mark Thoma usw. argumentiert, dass die Finanzkrise die Wirtschaft in eine Liquiditätsfalle gedrängt hat, vergleichbar mit Japan Mitte der 1990er Jahre. Das ist eine Situation, wo die Notenbank die Vollbeschäftigung nicht wiederherstellen können, auch wenn die Zinsen bis auf die Nullgrenze reduziert werden.

Man kann darüber streiten, was die Zentralbanken sonst tun können. Sie könnten  z.B. durch Ankauf von längerfristigen und/oder riskanten Anlageformen versuchen, die Erwartungen zu ändern. Aber die Nullgrenze (zero lower bound) hat in der Praxis riesige schädliche Auswirkungen auf die Wirksamkeit der geldpoltischen Massnahmen.

Diejenigen Ökonomen, die sich dafür aussprachen, die Krise anhand der Liquiditätsfalle-Theorie anzugehen, hatten mit ihren Prognosen recht: Das höhere Haushaltsdefizit hat die Zinsen nicht durch die Decke schiessen lassen. Der enorme Anstieg der Notenbankgeldmenge (monetary base) hat keine Inflation ausgelöst. Und die Sparpolitik (fiscal austerity) ging mit dem Rückgang der Produktion (output) und der Beschäftigung einher.

Die Idee von der langanhaltende Stagnation legt nahe, dass das, was wir seit dem Ausbruch der Finanzkrise erleben, das new normal ist oder zumindest die Art und Weise, wie die Weltwirtschaft noch eine lange Zeit aussehen mag. Es ist daher wichtig, die Probleme durch Forderungen nach Normalisierung der Fiskal- und Geldpolitik nicht weiter zu verschärfen.

Wissen wir aber, ob die secular stagnation bereits eingetreten ist? Nein. Es gilt aber trotzdem zu beachten, dass mit dem Normalen für die gegenwärtige Katastrophe keine Abhilfe geschaffen werden kann, wie Krugman als Fazit festhält. Also Vorsicht ist geboten, wie man die gegenwärtigen Probleme anpacken soll. Forderungen, das Haushaltsdefizit zu senken und die Zinsen zu erhöhen, sind derzeit kontraproduktiv.







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